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Da sprach das Kind: »Ach, liebe Mutter, ich habe un¬
recht gegen das Tierchen gehandelt und nicht alles an ihm
gethan, was ich sollte und konnte.« »Liebe Lina,« antwortete
die Mutter, »du hast es ja sorgfältig gepflegt.« »Ach nein,«
erwiderte das Kind, »ich habe noch kurz vor seinem Tode
ein Stückchen Zucker, das du mir für dasselbe gabst, ihm
nicht gebracht, sondern selbst gegessen.« So sprach das
Mädchen mit betrübtem Herzen.
Die Mutter aber lächelte nicht über die Klagen des
Mädchens, denn sie erkannte wohl und verehrte die heilige
Stimme der Natur in dem Herzen des Kindes. »Ach,« sagte
sie, »wie mag dem undankbaren Kinde zu Mute sein am
Grabe der Eltern!«
7. Kätzchen.
Wilhelm Hey. fünfzig Fabeln für Kinder. Gotha. 0. J. Andr. Perthes.
1. „Kätzchen, nun müßt ihr auch Namen haben,
jedes nach seiner Kunst und Gaben:
Sammetfell heiß' ich dich,
jenes dort Leiseschlich,
* dieses da Fangemaus,
aber dich Töpfchenaus."
, 2. Und ste wurden gar schön und groß.
Sammetfell saß gern aus dem Schoß,
unter das Dach stieg Fangemaus,
Leiseschlich lief in die Scheuer hinaus,
Töpfchenaus sucht' in der Küche sein Brot,
machte der Köchin Viele Not.
' . 8. Ein Brief Doktor Martin Luthers an seinen
kleinen Sohn Hans.
JD. Martin Luthers sämtliche Schriften. Her. v. J. G. Walch. Halle. 1749. J. Gebauer.
1 Gnade und Friede in Christo, mein herzliebes Söhnchen! Ich
sehe gerne, daß du wohl lernest und fleißig betest. Thue also, mein
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