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Die Speiseröhre durchsetzt als enger Schlauch den Kopf und die Brust
der Biene und tritt in den Hinterleib, woselbst er sich zu einer sehr dehn⸗
baren Blase, dem Honigmagen, weitert. Derselbe dient als Behälter zur
Aufnahme der gesammelten süßen Pflanzensäfte und kann durch Zusammen—
ziehung seiner Wandmuskeln zum Herausbrechen des Nektars in die Zellen
veranlaßt werden.
Auf diesen folgt eine zweite Erweiterung des Darmkanals, welcher der
Futter- oder eigentliche Magen (Chylusmagen) genannt wird. Er
dient zur Verdauung und zur Bereitung Zes Spessebreies, Chylus genannt,
sowie zur Wachsbereitung bei den Abeitsbienen.
Dünn- und Dickdarm haben die Nahrungsreste im Winter zurückzu⸗
halten.
Was ist die Ruhr bei den Bienen?
Verdauung und Atmung geben den Bienen einen gewissen Grad von
Eigenwärme,; sie ist verschieden, nimmt beim Schwärmen oder bei Beunruhi⸗
gung eines Volkes zu und sinkt im Winter ziemlich tief herunter. Im Innern
eines Bienenklumpens ist die Wärme im Winter wohl 20 bis 2209 6 an
dem Umkreise nur 8 bis 129 0. Im Sommer steigt sie oft höher als die
Außentemperatur. Doch richtet sich die Körperwärme viel nach der um—
gebenden Luft, so daß die Bienen kaum als warmblütige, sondern als wechsel—
varme Tiere zu bezeichnen sind.
148. Die einzelnen Bienenwesen.
Mach Kanitz.)
Die Bienen leben, wie viele andere Insekten, die Ameisen, Wespen usw.,
in großen Gesellschaften zusammen, und die nzelne kann allein für sich eben—
sowenig bestehen, wie ein abgebrochener Zweig von einem Baume; alle zu—
sammen machen gleichsam nur einen Körper aus — den Bien —, und jedes
Glied arbeitet für das Bestehen des Ganzen.
In einem vollständigen, gesunden Bienenvolke befinden sich zur Sommer—
zeit dreierlei Arten von Bienen: Königin, Drohnen und Mbeitsbienen.
a) Die Königin,
auch Weiser, Weisel, Mutter, Bienenmutter genannt, sieht bräunlichgelb aus
ist 2 em lang, hat einen langgestreckten Hinterleib, lange Beine und Flügel,
welche den Hinterleib kaum zur Hälfte hedecken. Sie ist das wichtigste Glied
des Volkes und wird von allen Mitgliedern der Gesellschaft geliebt und ver—
ehrt; wo sie sich sehen läßt, sammelt sich Volk zu ihrer Bedienung und reicht
ihr mit dem Rüssel die Nahrung dar. In ihrer Wichtigkeit vermeidet sie
durch Instinkt alle Gefahren, verbirgt sich bei dem geringsten Geräusch unter
der Menge des Volkes, bleibt immer im Stocke und entfernt sich nur daraus,
um mit ihrem Schwarme auszuziehen oder um befruchtet zu werden. Es
befindet sich immer nur eine im Stocke, ausgenommen in der Schwarmzeit.
Sie ist die Mutter aller Bienen, indem sie alle Eier allein legt. In den
ersten zwei Jahren ist die Fruchtbarkeit der Königin am größten, sie legt
dann in den Sommermonaten täglich bis zu 3000 Eier. Im dritten Jahre