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Jahr mit Dank der fürsorglichen Hände gedenken, die einst die jungen Pflanzen
in den Boden eingesetzt haben.
Die Ohstbäume tragen entweder Kernobst oder Steinobst. Kernobst
werden die Äpfel und Birnen, Steinobst die Pflaumen, Kirschen, Aprikosen,
Pfirsiche u. dergl. genannt und zwar deshalb, weil die Kerne in einer stein⸗
harten Schale liegen. Das Steinobst gedeiht am besten auf hochliegenden
Stellen und in einem sandgemischten Erdreichen Das Kernobst kann auch
gut an niedriger gelegenen Stellen und auf festem Erdboden wachsen, wenn
dieser nur tief genug und nicht zu mager ist. Im besonderen ist indes zu
merken, daß Birnbäume, da sie eine lange, tiefreichende Pfahlwurzel treiben,
in tiefgründiges, mehr leichtes Erdreich zu stehen kommen müssen, wenn sie
gut gedeihen sollen. Treffen sie schon in geringer Tiefe auf harten Boden
oder Grundwasser, so fangen sie nach einigen Jahren an zu kränkeln und
werden niemals starke Bäume. Die Apfelbäume uehmen mit flachgründigerer
Lage fürlieb und werden besonders in mergel- oder kalkhaltigem Boden schön.
Edlere Sorten pflanze man nicht in rauhe Lagen oder an Straßen, sondern
an geschützte Stellen. Dünger vertragen die Obstbäume wohl; er darf aber
nie um oder unter die Wurzel gebracht werden, sondern man muß ihn in
einiger Entfernung von dem Baume ausbreiten. Namentlich ist darauf zu
achten, daß er nicht im frischen Zustande an den Baum komme.
Wer sich aus einem Baumgarten oder aus einer Baumschule junge,
kräftige und starke Bäumchen mit guter Krone und kräftigem Wurzelwerke
verschaffen kann, braucht sie nur zeitig im Frühlinge oder spät im Herbste
so einzupflanzen, daß für jeden Bauum der nötige Raum bleibt. Das Ein—
setzen muß mit großer Sorgfalt geschehen, wenn man einen kräftig wachsenden,
gesunden und fruchtbaren Baum erhalten will. Eine Menge von Obstbäumen
geht zugrunde, weil sie schlecht und sorglos gesetzt wurden Wenn die jungen
Stämmchen im Herbste versetzt sind, fo bedecke man ihre Wurzeln obenauf
mit Dünger, damit der Frost nicht tief eindringe. Am besten aber ist es,
wenn man im Herbste bloß die Löcher macht, die Erde von Frost, Regen
und Schnee den Winter über mürbe werden läßt und das Versetzen erst im
Frühjahre vornimmt. Die Löcher müssen einen Durchmesser von 15m haben,
weil die Wurzeln des Bäumchens nicht zu knapp hineingezwängt werden
dürfen. Denn wenn sich diese gut ausbreiten sollen, so müssen sie ringsum
eine Strecke weit gelockertes Erdreich finden. Die einzelnen Stämmchen sind
so zu setzen, daß sie nicht tiefer, aber auch nicht seichter in der Erde zu stehen
kommen, als sie in der Baumschule standen. Darauf bedeckt man die Wurzeln,
nachdem man sie gut ausgebreitet hat, mit guter, feiner Erde und schüttelt
dann das Stämmchen, daß die Erde sich zwischen dem Wurzelgeflechte gut
setzt und es ausfüllt. Dann füllt man das Loch mit einer Gießkanne voll
fauligen Wassers und schaufelt den Rest der ausgeworfenen Erde hinein, die
bessere zuerst, die schlechtere obenauf, und bindet das Bäumcheu an den
Pfahl, den man schon vorher so eingeschlagen haben muß, daß das Stämmchen
auf seiner Ostseite steht. — Bei einer solchen Behandlung wird das Bäumchen
schnell und schön emporwachsen und Früchte tragen, ohne daß eine größere
Pflege nötig wäre. Denn es genügt nunmehr, daß man das Ungeziefer
entfernt und die dürren Zweige und alle Schößlinge wegnimmt, die kreuz
und quer in die Krone wachsen wollen. Zum Gedeihen und zur Frucht—
barkeit des Baumes trägt es sehr viel bei, wenn man den Boden rings⸗
herum alljährlich, soweit die Krone reicht, auflockert und den Einflüssen der
Sonne und der Luft zugänglich macht, auch das Moos vom Stamme fernhält.