Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Jahr mit Dank der fürsorglichen Hände gedenken, die einst die jungen Pflanzen 
in den Boden eingesetzt haben. 
Die Ohstbäume tragen entweder Kernobst oder Steinobst. Kernobst 
werden die Äpfel und Birnen, Steinobst die Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, 
Pfirsiche u. dergl. genannt und zwar deshalb, weil die Kerne in einer stein⸗ 
harten Schale liegen. Das Steinobst gedeiht am besten auf hochliegenden 
Stellen und in einem sandgemischten Erdreichen Das Kernobst kann auch 
gut an niedriger gelegenen Stellen und auf festem Erdboden wachsen, wenn 
dieser nur tief genug und nicht zu mager ist. Im besonderen ist indes zu 
merken, daß Birnbäume, da sie eine lange, tiefreichende Pfahlwurzel treiben, 
in tiefgründiges, mehr leichtes Erdreich zu stehen kommen müssen, wenn sie 
gut gedeihen sollen. Treffen sie schon in geringer Tiefe auf harten Boden 
oder Grundwasser, so fangen sie nach einigen Jahren an zu kränkeln und 
werden niemals starke Bäume. Die Apfelbäume uehmen mit flachgründigerer 
Lage fürlieb und werden besonders in mergel- oder kalkhaltigem Boden schön. 
Edlere Sorten pflanze man nicht in rauhe Lagen oder an Straßen, sondern 
an geschützte Stellen. Dünger vertragen die Obstbäume wohl; er darf aber 
nie um oder unter die Wurzel gebracht werden, sondern man muß ihn in 
einiger Entfernung von dem Baume ausbreiten. Namentlich ist darauf zu 
achten, daß er nicht im frischen Zustande an den Baum komme. 
Wer sich aus einem Baumgarten oder aus einer Baumschule junge, 
kräftige und starke Bäumchen mit guter Krone und kräftigem Wurzelwerke 
verschaffen kann, braucht sie nur zeitig im Frühlinge oder spät im Herbste 
so einzupflanzen, daß für jeden Bauum der nötige Raum bleibt. Das Ein— 
setzen muß mit großer Sorgfalt geschehen, wenn man einen kräftig wachsenden, 
gesunden und fruchtbaren Baum erhalten will. Eine Menge von Obstbäumen 
geht zugrunde, weil sie schlecht und sorglos gesetzt wurden Wenn die jungen 
Stämmchen im Herbste versetzt sind, fo bedecke man ihre Wurzeln obenauf 
mit Dünger, damit der Frost nicht tief eindringe. Am besten aber ist es, 
wenn man im Herbste bloß die Löcher macht, die Erde von Frost, Regen 
und Schnee den Winter über mürbe werden läßt und das Versetzen erst im 
Frühjahre vornimmt. Die Löcher müssen einen Durchmesser von 15m haben, 
weil die Wurzeln des Bäumchens nicht zu knapp hineingezwängt werden 
dürfen. Denn wenn sich diese gut ausbreiten sollen, so müssen sie ringsum 
eine Strecke weit gelockertes Erdreich finden. Die einzelnen Stämmchen sind 
so zu setzen, daß sie nicht tiefer, aber auch nicht seichter in der Erde zu stehen 
kommen, als sie in der Baumschule standen. Darauf bedeckt man die Wurzeln, 
nachdem man sie gut ausgebreitet hat, mit guter, feiner Erde und schüttelt 
dann das Stämmchen, daß die Erde sich zwischen dem Wurzelgeflechte gut 
setzt und es ausfüllt. Dann füllt man das Loch mit einer Gießkanne voll 
fauligen Wassers und schaufelt den Rest der ausgeworfenen Erde hinein, die 
bessere zuerst, die schlechtere obenauf, und bindet das Bäumcheu an den 
Pfahl, den man schon vorher so eingeschlagen haben muß, daß das Stämmchen 
auf seiner Ostseite steht. — Bei einer solchen Behandlung wird das Bäumchen 
schnell und schön emporwachsen und Früchte tragen, ohne daß eine größere 
Pflege nötig wäre. Denn es genügt nunmehr, daß man das Ungeziefer 
entfernt und die dürren Zweige und alle Schößlinge wegnimmt, die kreuz 
und quer in die Krone wachsen wollen. Zum Gedeihen und zur Frucht— 
barkeit des Baumes trägt es sehr viel bei, wenn man den Boden rings⸗ 
herum alljährlich, soweit die Krone reicht, auflockert und den Einflüssen der 
Sonne und der Luft zugänglich macht, auch das Moos vom Stamme fernhält.
	        
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