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den Wert der Körperübungen erkannt. Als Hilfslebhrer an einem Gymnäsium
u Berlin virkte er in grobem Mabe für die körperliche Erziehung. Er
guehte durch gleichlaufende Bildung des Körpers und des Geistes tüchtige
Menschen heranzubilden. Jahn war eine heldenhafte Persönlichkeit von ur—
deutschem Schrot und Korn. Durch sein begeisterndes Beispiel und seine
gewaltig wirkenden vaterländischen Schriften regte er das Voll an. Als dem
Berrlichen deutschen Manne die erschütternde Nachricht von der Niederlage
des preubischen Heeres bei Jena gemeldet wurde, ergriff ibn der Schmerz
über des Vaterlandes Unglück so gewaltig, daß sein Haar in einer Nacht
ergraute. Mit den geschlagenen Preuben flüchtete er bis nach Lübeck; erst
1809 kehrte er nach Berlin zurück.
Nach Jahns Ausspruche ist es des Knaben und des Jünglings höchste
und beiligste Pflicht, ein deutscher Mann zu werden und zu bleiben, um
für sein Volk und Vaterland kräftig zu wirken. Im tiefen Weh über
Deutschlands Unterjochung hatte er den Entschlub gefabt, „die Erweckung
und Kräftigung des gesunkenen Volksbewubtseins duren Entwicklung der
kõrperlichen und sittlchen Volkskraft zu bewirken“. Das machte er sich
zur Aufgabe seines Lebens. Den Zagenden rief er das stolze Wort zu: „Ein
Volk, das einen Hermann und Luther hervorgebracht hat, darf nicht ver,
welfeln. Sein Sinnbild bleibe über sechs Strömen die aufgehende Sonne.“
Jahn wirkte aber nicht nur mit schönen Worten, sondern aueh mit der Tat.
An den schulfreien Nachmittagen nahm er Schüler in immer mehr wachsen-
der Zahl mit in Feld und Wald, wo Jugendspiele und einfache Ubungen
vorgenommen wurden. Der gröbere Teil der Schüler verlief sieh jedoch bald
wieder. Es blieb nur ein Kleiner Stamm, der auch im Winter zusammenhielt.
Im Frühjahre 1811 wurde der erste Turnplatz in der Hasenheide dicht bei
ßerlin errichtet. In jugendlichem Mettstreben wurden nun öffentlich die
Ferschiedenartigsten Leibesübungen gepflegt. Da Jahn die Jugend nieht nur
mannlcher Graftfülle heranzubilden, sondern aueh im Vaterlande heimiseh
A maeben suchte, wurde neben der Körperpflege „in der schlimmsten Fran-—
osenzeit der Turpjugend die Liebe zu König und Vaterland ins Her- ge,
predigt und geprägi“. Gleichzeitig schũrte Jahn das deutsche Nationalgefũühl
ad Jen Haße gegen die Feinde Deutschlands. Im Jahre 1813 trat er als
Bataillonsfũhrer Gpr.: Bataljons. .) in das Lũtzowsehe Freikorps EGpr.:
hbobr) ein. Unter mancherlei Verbesserungen nahm er nach seiner Rück-
Foht deu Furnunterrieht in der Hasenheide wieder auf, wo die Turngemeinde
iel für das Vaterland stählte, rüstete, wappnete, ermannte und ermutigte,
Glaube, Liebe und Hoffnung sich jederzeit bewabrte und an jugendliches,
llices Zugsammenleben gewöhnt wurde. Jahn einte die Getrennten und
hidore den Zwiespalt und weckte den Gemeinsinn in den Knaben des
Volkes, das seine sschweren Ketten abschütteln sollte. Die Turnkunst war
in brer begonderen Gestalt und Ausübung ein vaterländisches Werk und trug
din volltinlebes Wesen. In den geschmeidigen und gesunden Leibern der
Jũünglinge gedieh eine freie und starke deele.
Jaln dagte von sieh: „Ieb habe für das Vaterland als Kind in frommer
Erregung gebetet, als Knabe geglüht, als Jüngling geschwärmt, als Mann
geredet, geschrieben, gefochten und gelitten. Mein Leben lang habe ich als
aes Vatenandes getreuer Pekart an den Abwegen zur Undeutschheit und
Muslandarei Wacht gehalten. Die Verirrten habe ieh auf den Richtsteig zur
Tugend und Ebre zurũekgewiesen.“
S at bo unablässig mitgearbeitet, damit dem deutschen Volke das
„UOnglüek zum Heil. die Strafe zur Bube und die Schande zur Ehre“ ge-
reichte.
Naeh dem Frieden wurde die gute Sache mit Bifer weiter betrieben.
Jahn bereitete siech aber durch sein mablos schroffes Auftreten und dureh
geinen Widerstand gegen alle politischen Verhältnisse viele Feinde. Er und
ins Turnerei vurden verdãehtigt, so daß man ihn und sein Werk für staats-