Full text: [Schuljahr 4, [Schülerband]] (Schuljahr 4, [Schülerband])

Amalie betrachtete den Hut mit spöttischen Blicken. 
„Der soll hübsch sein?" sagte sie hämisch; „das ist mir ein 
schönes Ding! den setzte ich gewiß nicht bei Tage auf, weil ich denken 
müßte, alle Leute würden mich auslachen, die mich darin erblickten. 
Das ist ja ein Hut, der schon Jahr und Tag ganz ans der Mode 
ist! Wie könnte ich mich wohl über ein solches Ding freuen! Wirf 
ihn in den Ofen, mehr ist er nicht wert." 
So spottete Amalie fort, bis Adelheid zu weinen anfing und 
traurig ihr Hütchen wegtragen wollte. Aber nun legten sich die andern 
kleinen Mädchen ins Mittel. 
„Adelheid!" sagten sie, „du wirst doch auf Amaliens Geschwätz 
nicht hören? Weißt du denn nicht, daß sie über alles in der Welt 
spottet? Laß sie laufen und kümmere dich nicht um sie; dein Hütchen 
tst wunderschön, und niemand von uns hat ein so hübsches!" 
Diese Worte und die Teilnahme der kleinen Mädchen erheiterten 
Adelheid wieder, und sie wurde so vergnügt wie vorher. Um Amalie 
kümmerte sich niemand mehr, und sie mußte endlich voll Ärger die 
fröhliche Gesellschaft verlassen. Alle waren froh, als sie ging; denn 
ihre Spöttereien hatten ihr jedes Herz entfremdet. 
Franz Hoffmann. 
142. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. 
Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. Wenn dich früh die 
Sonne zu einem neuen kräftigen Leben weckt, so bietet er dir: Guten 
Morgen! wenn sich abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer 
schließt: Gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetit dich zur 
Mahlzeit setzest, sagt er: Wohl bekomm's! Wenn du eine Gefahr 
noch zur rechten Zeit entdeckst, sagt er: Nimm dich in acht, junges 
Kind oder altes Kind, und kehre lieber wieder um! Wenn du am 
schönen Maitag im Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und 
es ist dir wohl, sagt er: Sei willkommen in meinem Schloßgarten! 
^der du denkst an nichts, und es wird dir ans einmal wunderlich im 
Herzen und naß in den Augen und denkst, ich will doch anders 
werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Also 
grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt. 
Johann Peter Hebel.
	        
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