— 192 — 
Gewachse am Brunnentroge an und heften sich selbst am Holzwerk und 
harten Gestein fest. Es wird wohl jedem der grüne Überzug der feuchten 
Gesteine am Brunnen aufgefallen sein. Er rühri gewõhbnlich von Algen her. 
EHermann Wagner.) 
145. Uber Trunkenheit. 
Die Karte und die Kanne machen manchen zum armen Manne. 
— Betrunkenen und Narren müssen weichen Wagen und Rarren. — 
Im Becher ertrinken mehr Leute denn im Meere. Adams Bier ist das 
beste Gebräu. — Immer trinken, immer trocken. — Es trinken tausend 
sich den Tod, eh' einer stirbt in Durstes Not. 
146. Essen und Trinken im Sprichwort. 
Eine bezahlte Taube ist besser als ein Truthahn auf Borg. 
Besser, ohne Abendbrot zu Bette gehen, als mit Schulden aufstehen. 
Eigen Brot nährt am besten. — Wohlgeschmack bringt Bettelsack. — 
Aus einem reichen Schlecker wird ein armer Lecker. — Naschen macht 
leere Taschen. — Zausmannskost ist die beste Kost. — Wenn's am 
besten schmeckt, soll man aufhören. — Gut Gewissen würzt den Bissen. 
— Dem Fleiße würzt Gott die Speise. 
Unsere Kleidung. 
147. Das Loch im Irmel. 
Ich hatte einen Spielgesellen und Jugendfreund, Namens Albrecht, 
erzahlte einst Herr Marbel seinem Neffen Konrad. Wir beide waren ũberall 
und nirgend, wie nun Knaben sind, wild, unbäandig. Unsere Kleider waren 
nie neu, sondern scehnell besudelt und zerrissen. Da gab's Schläge zu 
Hause; aber es blieb beim alten. DVines Dages salsen wir in einem 
öffentlichen Garten auf einer Bank und erzäblten einander, was wir 
werden wollten. Ieh wollte Generallieutenant, Albrecht Generalsuper- 
intendent werden. 
„»Aus eueh beiden giebt's im Leben nichts!“ sagte ein stein- 
alter Mann in feinen Kleidern und weissgepuderter Perücke, der hinter 
unserer Bank stand und die kindlichen Entwürfe angehort hatte. 
Wir erschraken. Albrecht fragte: „Warum nicht?“ 
Der Alte sagte: „Ihr seid guter Leute Kinder, ich sehe es euren 
Rõcken an; aber ihr seid zu Bettlern geboren; würdet ihr sonst diese 
Löcher in euren Irmeln dulden?“ Dabei falsto er uns an die Ellbogen 
und bohrte mit den Fingern in die daselbst durehgerissenen Armel hinauf. 
— Iceh schämte mich, Albrecht auch. „Wenn's euch“, sagte der alte 
Herr, „zu Hause niemand zunäht, warum lernt ihr's nicht selbst? Im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.