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Rohen haben ihre Freude an unanständigen Reden, schamlosen
Gebärden, an grobem Tone, am Schreien und Toben, am
Eluchen und Schimpfen, am Quälen, Argern, Zerstören und Preveln.
Ihr Lebensweg fuhrt ins Zuehthaus oder doch ganz nahe vorbei.
Es ist ein sehr natürliches Bestreben, daß wir das An—
denken an große Begebenheiten und große Männer auf die Nach-—
welt zu bringen und durech Denkmäler gleichsam lebendig zu
erhalten suchen; tun wir doch dasselbe für unsere Toten, auch
wenn sie nichts getan haben, was ihren Namen berühmt machen
könnte. Auf dem schlechtesten Kirchhofe findet man Denksteine,
und wären es nur einfache Kreuze, und das eben ist das Schöne,
daß das einfachste Denkmal ebensogut wie das kostbarste die
Erinnerung an die Verstorbenen weekt und von der Liebe der
Hinterbliebenen Zeugnis gibt.
Nun gilt es schon bei allen gebildeten Leuten für einen
ruchlosen Frevel, wenn ein roher Mensch an dem Denkmal eines
Verstorbenen ruübrt. Sollten da nicht erst recht die Denkmäler,
die ein ganzes Volk seinen großen Toten gesetzt hat, heilig
sein? Ist es nicht eine Schande für ein Volk, venn es die Kunst-
werke mancherlei Art, die der Staat, die Gemeinden oder Privat-
leute auf Straßen und öffentlichen Plätzen, in Gärten und
Promenaden aufgestellt haben, durch besondere Wächter oder
Einfriedigungen gegen den Frevel roher Menschen schützen
muß? Viele jedoeh sind dem Mutwillen des Prevels leicht er-
reichbar. Nichts kann sie besser schützen als die Pietät, d. i. ehr-
furehtsvolle Sesinnung. Es ist darum ein abscheuliches Buben-
stück, wenn jemand zerstört oder beschädigt, was der Fleiß
des Künstlers in langer Zeit geschaffen, was wohldenkende
Menschen hingestellt haben, damit jeder Vorübergehende es
mit Lust beschaue und mit geniebe.
Und doch gibt es noch ärgeren Prevel als den genannten;
das ist der Baumfrevel oder die mutwillige Besschädigung
der Bäume an den Landstraßen und des jungen Anwuchses in
den Gurten, öffentlichen Anlagen und Waldern. Wer ein Kunst—
werk oder ein Denkmal beschädigt, der versündigt sich an
seinem Nächsten, dessen Arbeit und Freude er mutwillig zer—
stört; der Baumfrevler versündigt sich zugleich an einem Ge—
schöpfe Gottes, das keine menschliche Kunst wiederherstellen kann.
Und was soll ich von denen sagen, die ein lebendes Ge—
schöpf Gottes mißhandeln, quälen und martern, die ihm eine
Last aufladen, die es nicht tragen oder ziehen kann, die ihm
die Nahrung verkümmern, deren es zu seinem Bestehen bedartf?
Nichts will ich von ihnen sagen; denn die heilige Schrift hat
ihnen längst das Urteil gesprochen: „Der Gerechte,“ heißt es
in den Sprüchen Salomonis, „erbarmt sich seines Viehes; aber
das Herz des Gottlosen ist unbarmherzig.“ Nuach H. Wober.