126. Der Morgen im Walde. 127. Der Wald und seine Bedeutung. 195
Drauf ist die Mutter hinaus und Euphrosinchen und Evchen;
an den Fingern fror's einen schon des Morgens und Abends.
Endlich brachten wir ihn, und in der staubigen Scheuer
90 wurd' er gedroschen von früh um zwei bis abends um viere.
Drauf ist des Müllers Esel gekommen und hat ihn zur Mühle
abgeholt und wiedergebracht, zermahlen in Körnchen,
und mit fetter Milch von der jungen, fleckigen Blesse
hat in dem Topf ihn die Mutter gekocht. — Gelt, Kinder, das
schmeckte!
95 Wischet die Löffel ab und bet' eins: „Danket dem Herren!“
Und jetzt geht in die Schul, da hängt am Gesimse die Tasche.
Fall' mir keins, gebt acht und lernt hübsch, was man euch aufgibt!
Wenn aus der Schul' ihr kommt, da gibt es gebackene Pflaumen!
J. P. Hebel (ins Hochdeutsche übertragen von R. Reinick)
126. Der Morgen im Walde.
Ein sanfter Morgenwind durchzieht
Des Forstes grüne Hallen,
Hell wirbelt der Vögel munt'res Lied,
Die jungen Birken wallen.
Das Eichhorn schwingt sich von Baum zu Baum,
Das Reh durchschlüpft die Büsche,
Viel hundert Käfer im schattigen Raum
Erfreu'n sich der Morgenfrische.
Und wie ich so schreit' in dem luftigen Wald
Und alle Bäum' erklingen,
Rings um mich alles singt und schallt,
Wie sollt' ich allein nicht singen ?
Ich singe mit starkem, freudigem Laut
Dem, der die Wälder säet,
Der droben die luftige Kuppel gebaut
Und Wärm' und Kühlung wehet.
(Egon Ebert.)
127. Der Wald und seine Bedeutung.
Ob der Wald Bedeutung hat, kann keine Frage sein. Wohin wir
blicken, überall sehen wir Erzeugnisse des Waldes. Unsere Wohnungen,
unsere Geräte, unsere Schiffe, unsere Eisenbahnen, sogar unsere Berg—
werke könnten nicht sein, wenn der Wald nicht wäre. Des Winters
Kälte würden wir erliegen; Nahrungsmittel, für uns erst durch des
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