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wieder so bedienen können, bin ich bereit, ein ähnliches Quantum zu kaufen
wie vor vier Wochen, vielleicht auch mehr — meine Shiffe müssen zu tun
haben, es liegen schon wieder drei müßig. Sobald der neue Vorrat da ist,
melden Sie mir ihn an, adieu! Ich bitte um Verzeihung, mein Herr (dies
galt nämlich mir), daß ich Sie so lange habe warten lassen, aber die laufenden
Geschäfte gehen vorl — Guten Tag, Lotsel Schon wieder da? Ist meine
Hoffnung glücklich in See gegangen .
„Alles nach Wunsch, Herr Mohrfeld!“ erwiderte der Angeredete, ein
robuster Elblotse, „das Schiff ist ein Schnellsegler und fürchtet eine frische
Brise nicht. Hier ist der Brief des Kapitäns. Äber ich muß heute noch wo
anders an Bord; kann ich vielleicht mein Lotsengeld gleich mitnehmen?“
„Versteht sich, Lotse, und für die rasche, glückliche Fahrt noch zehn Taler
obendrein. Geh er nur zu meinem Kassierer, der wird ihm alles geben!“
Der Lotse zog sich zurück und machte einem Manne Platz, der hart an
das Gitter trat. „Herr Mohrfeld,“ begann er ohne weitere Umstände, „Ihre
Fortuna ist ganz fertig und kann jeden Augenblick vom Stapel gelassen werden;
ich wollte fragen, welche Zeit Sie dazu bestimmene.
„Montag Morgen, Herr Reich!“ entgegnete der Kaufmann äußerst
freundlich. „Ich bin recht zufrieden mit Ihnen, Sie haben mich prompt und
gut bedient. Nun, jungen Anfängern soll man forthelfen, ich werde Ihnen
den Kiel zu einer neuen Fregatte legen lassen, versuchen Sie sich einmal
daran. Ich ging gestern an Ihrer Werft vorbei, es geht da recht arbeitslustig
und ordentlich zu, fahren Sie so fort. Also wie gesagt, Montag Morgen;
adieul — Wer ist Sie?
Mit dieser Frage wandte er sich an eine ärmlich gekleidete Frau, die
mit rotgeweinten Augen und abgehärmten Wangen dastand. Auf die fast
barsche Anrede des Herrn fuhr sie ängstlich auf und sagte mit zitternder
Stimme: „Ich bin die Bodmer, deren Mann das Unglück gehabt hat, auf
dem Speicher auszugleiten und das Bein zu brechen.“
„Schlimm, sehr schlinm! — Der Bodmer tut mir leid, er war ein
ordentlicher Mann, der stets seine Schuldigkeit lat Mein Doltor ist doch
gekommen? Was sagte er?“
„Er hat die beste Hoffnung, meinen Mann am Leben zu erhalten, aber
langweilig wird es werden, und wer weiß, ob der arme Mann je wieder zur
Arbeit tüchtig wird. Was sollen wir armen Leute dann mit uns und unsern
fünf unmündigen Kindern anfangen?“
„Auf den Mann vertrauen, in dessen Dienste Euch dies Unglück betroffen
hat,“ entgegnete Mohrfeld gutmütig. „Was der Kranke an Wein und kräftigen
Lebensmitteln bedürfen wird, soll aus meiner Küche hin besorgt werden; den
Wochenlohn hol' Sie regelmäßig Sonnabends ab. Nun gehe Sie nach Hause
und grüße Sie ihren Mann von mir, ich will ihn auch nächstens befuchen.“
Die Frau schied mit stummen Tränen des Dankes, und der Kaufmann
überflog jetzt den ihm von mir übergebenen Brief. Ich verließ meinen Stuhl
und stellte mich in Positur.
„Ihr Brief trägt ein sehr altes Datum,“ redete er mich plötzlich an;
„ich habe schon längft gewußt, daß dieses Schreiben unterwegs war. Ihre
beschränkte Zeit hat dermutlich einen früheren Besuch verhindert?
Klev, Die Arbeit.
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