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heitlichen Errungenschaften eines Stein und Hardenberg und der religiösen 
und patriotischen Erhebung des ganzen Volkes, so ist es ja eben des Mannes 
Bedeutung, der unter dem Sterne dieses Tages geboren ist, daß er nicht nur 
die Wendepunkte der letzten großen Zeit miterkämpft hat, sondern daß seines 
Lebens Ertrag auch die reife Frucht gewesen ist eines hohen, freien Geistes 
und einer in Gott gegründeten und für das Vaterland glühenden Seele. 
So mag denn eben dieser Tag der Führer sein, der uns in dieses reiche 
Leben einige Lichtblicke tun läßt. 
L 
Es ist zunächst der 18. Oktober 1849, der uns eine Umschau gewährt 
über das Saatfeld seiner Jugend. 
Da wurde er großjährig gesprochen zu einer Zeit, wo unser Volk in 
Sturm und Drang nach der Großjährigkeit begehrte, die es sich erst manches 
Jahr später nach heißen Kämpfen errungen hat. 
Wir aber schauen von der Warte dieses Tages zurück auf den Garten 
seiner Kindheit. Der liegt dort, wo der müde Mann dereinst das Haupt 
zum Schlafe niederlegen sollte. Das Neue Palais, von Friedrich dem Großen 
als ein Siegesdenkmal gebaut, in welchem Kraft und Schönheit sich vermählen 
sollten, war auch wie eine Weissagung auf den, durch den es zu Friedrichskron 
geworden ist, auf diese Siegfriedsgestalt voll Kraft und Schöne, in welcher 
die nüchterne Tatkraft des Nordens sich die Hand reichte mit der seelenvollen 
Poesie der sagenumwobenen Berge Thüringens, als wären die Genien Friedrichs 
des Großen und Karl Augusts herniedergestiegen, ein Urbild jener echten 
deutschen Art zu schaffen, die, wenn es sein muß, das Schwerste leidet, ohne 
zu klagen, aber den Weihnachtsbaum nicht missen mag in der Fremde; die 
vom Schauplatze rühmlichst vollbrachter Taten in die Waldeinsamkeit eilt, um 
still zu träumen; die durch den Donner der Schlachten nicht minder reden 
kann wie in der holden Sprache der weißen Heideblume. — 
Der schönen Anlage entsprach die sorgfältigste Erziehung unter den treuen 
Augen der gesegneten Eltern und unter der kundigen Hand ausgezeichneter 
Lehrer. Hat uns einer derselben die Melodie geschenkt: „Was ist des Deutschen 
Vaterland?“, so sind sie alle bemüht gewesen, in der Seele des Knaben diesen 
hohen Klang zu wecken; hat ein andrer liebliche Kinderlieder in Töne gefaßt 
und das heilige Vaterunser: das war ihr Gesamtbestreben, diesem holden 
Kindesgemüte das Edelste und Beste zu geben und vor allem in seine Seele 
das unerschütterliche Gottvertrauen zu pflanzen zu dem, für den es keinen 
schöneren Namen gibt als „unser Vater“. 
Dieses treue Bemühen hat der Prinz wiederum gelohnt durch glückliches 
Erfassen und eisernen Fleiß. Nicht ohne Rührung ruht unser Auge auf seinen ersten 
Schulheften wie auf seiner ersten Uniform oder auf dem Gartenstuhle, den er seinem 
Vater zum Geburtstage gearbeitet, wie er denn zur Ehre der Arbeit auch tischlern 
und buchbinden lernte und sich sogar der Buchdruckerkunst eingehend befleißigte. 
Ja, hochverehrte Versammlung, wenn er später seinem königlichen Vater 
den Kaiserstuhl hat zimmern helfen; wenn der ehemalige Buchbinderlehrling 
die letzten Blätter der deutschen Stämme in den festen Einband des Reiches 
gebracht; wenn der Jünger Gutenbergs so viel dazugetan, daß aus den zer— 
streuten Lettern der deutschen Kleinmächte ein machtvolles deutsches Wort ge— 
worden ist: so hat auch das dazu den Grund legen helfen, daß er in seiner
	        
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