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116. Die zehn Geisterchen.
1. Lhristinchen möchte gern alles wissen,
doch ist sie zum Lernen gar nicht beflissen.
Sie möchte gern allerlei Schönes besitzen,
nur ohne erst über der Arbeit zu schwitzen.
Stets lustig soll ihr der Tag verfließen,
und spielend will sie das Leben genießen.
Sie hat eine Patin reich und gut,
eine §ee, die Wunder der Liebe tut,
die bittet das Kinö:
„Ach, gib mir geschwind
einen dienstbaren Geist, der statt meiner sich plage,
dann leb' ich vergnügt und sonder Wage."
2. Und alsobald ruft die gütige Zei
zehn flinke, niedliche Zwerge herbei,
die kleiden und kämmen und nähren getreu
die kleine Prinzessin täglich neu,-
sie rücken die Stühle
und helfen beim Spiele,
sie wischen und waschen
und stricken die Maschen,
sie fädeln die Zädchen —
husch! haftet das Nähtchen;
sie blättern und malen
die Tafeln voll Zahlen,-
sie schreiben so flink und so wunderschön,
und im ganzen Buch ist kein Kleefs zu sehn.
3. O herrliches Leben! wie wonnig ziehn
Thristinchen die Stunden und Tage hin!
Doch — werden auch, ohne je zu verschwinden,
die dienstbaren Geister sich täglich finden?
So eilt das Mädchen, mit bangem Zagen
die gütige Patin, die Zee, zu fragen;
und die entgegnet: „Oa weiß ich schon Rat,
ich greife die Zwerglein auf frischer Tat
und schließe sie alle, in zwei Reih'n,
für immer in deine zehn Zingerchen ein."
4. Auf einmal kommt in Christinchens Hände
ein neues Leben, so reg' und behende.
Ts zuckt in den Zingern und drängt und zieht,
wie sie Nadel und Schere jetzt wiedersieht.