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165. Ein Kinderfest der Kaiserin in Lothringen.
Die Landjugend. Herausg. von Heinrich Sohnrey. 4. Jahrg. Berlin 1901. S. 31.
In Lothringen liegt in anmutiger Gegend bei dem Dörfchen
Kürzel das Schloß Urville, das unserm Kaiser gehört. Fast alle
Jahre weilte das Kaiserpaar früher mit seinen jüngeren Kindern
einige Zeit auf diesem hübschen Fleckchen Erde. Wenn es aber
im Schlosse eintraf, dann zog auch erwartungsvolle Freude ein in
die Herzen der Dorfkinder; denn alljährlich bereitete ihnen die
Kaiserin ein schönes Fest. So war’s auch im Frühling des Jahres
1900. All das junge Volk von Kürzel, vom drei- bis vierjährigen
Bübchen bis zur Konfirmandin im letzten Schuljahre, nicht weniger
als 214 Buben und Mädchen folgten der Einladung der Kaiserin
in das Gemeindehaus. Da standen sie nun im Sonntagsgewand,
mit glatt gestrichenem Haar und zierlich geflochtenem Zopf und
schauten erwartungsvoll auf die grünumkränzte Tür. Und dann
kam die Kaiserin mit dem jüngsten Prinzen Joachim und der
kleinen Prinzessin Viktoria Luise. Freundlich nickte sie den Kindern
zu. Wie da die Augen strahlten, die Wangen glühten! Ein größeres
Mädchen trat vor, machte einen artigen Knicks und sagte frisch
und munter ein sinniges Qedichtchen auf und überreichte einen
Blumenstrauß. Gütig zog die hohe Frau die beherzte kleine
Sprecherin an sich und gab ihr einen Kuß. „Nun aber setzt euch,
Kinder!“ sagte die Kaiserin. Das brauchte nicht zweimal gesagt
zu werden; schnell waren alle Plätze an den weißgedeckten Tischen
besetzt. Ganze Berge Kuchen wurden jetzt gebracht; Prinz Joachim
und seine Schwester halfen eifrig die Kuchenstücke verteilen, und
die Kaiserin schenkte die Schokolade mit ein. Nun begann ein
Schmausen! Doch so eifrig auch die Kinder zulangten, alles konnte
nicht gegessen werden, und noch die Schürze voll Kuchen nahmen
sie mit nach Hause.
166. Hu$ dem Leben friedricb Mlbelms IV.
Von Rulcmann fricdricb Gylcrt.
Charakterzüge aus dem Leben Friedrich Wilhelms III. Magdeburg 1846.
Teil III. S. 57.
Ojsuf einer Reise in Schlesien mürbe der König Friedrich Wilhelm IV.
in einem Dorfe festlich empfangen. Die Schuljugend begrüßte ihn,
und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er sich sehr
freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind," sagte der hohe,