5. Set, ‘Kaiser Wilhelm, hier
lang' deines Volkes Zier,
der Menschheit Stolz!
Fühl' in des Thrones Glanz
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu fein!
Beil, Kaiser, dir!
164* Hos der Kindheit unserer Kaiserin.
Von H. ^OiUersbcrg.
Bunte Bilder aus dem Schlesierlande. 2., vermehrte Auflage. Breslau 1898. 8. 10.
ei einem Spaziergange durch den Park in Primkenau
traf Prinzeß Auguste Viktoria ein kleines Mädchen,
das am Wege saß und bitterlich weinte. Mit freund¬
lichen Worten fragte sie nach der Ursache des Leides;
da reckte die Kleine der Prinzessin den Fuß hin, in
dem ein starker Dorn stak. Schnell war er heraus¬
gezogen. Dann nahm die Prinzessin das Mädchen an der Hand, wanderte
mit ihm weiter, ließ sich von Eltern und Geschwistern vorplaudern, und
bald hatte das Kind sein Weh vergessen.
Ein andermal sah die Prinzessin ein kleines Mädchen sorglos auf
dem Wege spielen, während ein Wagen herangesaust kam. Auf die eigene
Gefahr nicht achtend, sprang sie herzu und rettete das Kind im letzten
Augenblicke.
Tiefe Freude empfanden die Prinzessin und ihre Schwester, wenn sie
den großen Christbaum schmückten und unter ihm die Weihnachtsgaben
ausbreiteten für die, die sonst an dem Feste der Liebe leer ausgegangen
wären. Und wenn dann die Alten mit Tränen in den Augen, die Jun¬
gen mit freudestrahlendem Blick ihnen zum Dank die Hand drückten, dann
zog selige Weihnachtsfreude in ihr Herz ein. Sie empfanden es auch
gar nicht als ein Entbehren, wenn sie von ihrem nicht allzu reichlich be¬
messenen Taschengelde sparten, um den Armen zu helfen und die Kranken
zu erquicken. Und traten sie in die niedrigen, ärmlichen Stübchen ein,
fo war's, als zöge Sonnenschein mit ihnen ein, und fast noch mehr als
ihre Gaben erquickten ihre lieben, tröstenden Worte die Bedürftigen und
Notleidenden.
Wer Liebe sät, wird Liebe ernten!