Full text: Lehr- und Lesebuch für weibliche Sonntags- und Fortbildungsschulen

207 
einen ungünstigen Ausgang nahm. Die Osterreicher wurden am 
3. Juli 1866 bei Königgrätz und die Bayern am 10. Juli 1866 
bei Kissingen und Hammelburg geschlagen. Die Preußen besetzten 
Unter-/ Ober- und einen Teil von Mittelfranken. Im Frieden 
von Berlin am 22. August 1866 erhielt zwar Bayern sein Gebiet 
bis auf zwei kleine Bezirke in Unterfranken zurück, mußte aber 
dreißig Millionen Gulden als Kriegsentschädigung zahlen und ein 
Schutz⸗ und Trutzbündnis mit Preußen schließen. 
Im Jahre 1870 meinten die Franzosen, welche an Preußen 
den Krieg erklärt hatten, eine Einigung des deutschen Volkes sei 
nur in den Liedern der Dichter, nicht in Wirklichkeit möglich, ins— 
besondere in Süddeutschland seien die Gemüter einer Verbrüderung 
mit dem Norden entgegen. Aber Bayerns König erklärte sofort 
kurz und bündig: „Treu dem Allianzvertrag, für welchen ich mein 
königliches Wort verpfändet habe, werde ich mit meinem Bundes⸗ 
genossen für die Ehre Deutschlands und damit für die Ehre Bayerns 
einstehen, sobald es die Pflicht gebietet.“ 
Am 16. Juli 1870 erfolgte der königliche Befehl zur Mo— 
bilisierung der bayerischen Armee und am 20. Juli eröffnete der 
bayerische Gesandte in Paris, daß seine Regierung an der Seite 
Preußens in den Krieg gegen Frankreich eingetreten sei. Unter 
dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen nahmen die 
beiden bayerischen Armeekorps (unter Hartmann und von der 
Tann) in der Pfalz und in Baden ihre Aufstellung. Der Kron— 
prinz schlug die Franzosen am 4. August bei Weißenburg und 
am 6. August bei Wörth. In diesen Schlachten sowie auch in 
den Kämpfen bei Sedan, Paris, Orleans usw. zeichneten sich die 
Bayern durch Heldenmut und Tapferkeit aus. Im Frieden zu 
Frankfurt a. M. (10. Mai 1871) verlor Frankreich Elsaß und einen 
Teil Lothringens und verpflichtete sich binnen drei Jahren fünf 
Milliarden Francs als Kriegsentschädigung zu zahlen. Durch 
diesen Frieden war ein Krieg beendet, der seinesgleichen in der 
Geschichte nicht hat. 
Am 18. Januar 1871 erstand das neue Deutsche Reich. Die 
Einführung gleicher Maße und Gewichte (1871) und gleicher Münze 
(1876) im ganzen Deutschen Reiche kam dem geschäftlichen Ver— 
kehr in hohem Maße zustatten. Dem Handel wurden durch die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.