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189. Die Schweiz.
189. Sie Schweiz.
Die Schweiz umfaßt das Mittelgebiet der Alpen, welche es zum
höchsten Land Europas machen. Sie ist kein durch bestimmte Naturgrenzen
abgeschlossenes Ganze; ihr Hauptteil, das Gebiet des Hochrheins, gehört
vielmehr in natürlicher Beziehung wie hinsichtlich des Volkstums zu Deutsch¬
land. Der Gebirgskuoten des Gotthard bildet für das Gebirgs- und Ge¬
wässersystem der Schweiz einen Mittel- und Ausgangspunkt; eine Linie
von der Nordwestecke bei Basel gegen diesen Punkt scheidet die Ost- und
Westschweiz, 83oit ihm aus ziehen in der Richtung von Nordost nach Süd¬
west die beiden Haupttäler der Schweiz, nämlich die des Rheins und der
Rhone. Beide zeigen im ganzen und im einzelnen überraschende Ähnlich¬
keiten; sie sind auf der Südseite eingefaßt von der Uralpeuzone der Rätischen,
Lepontischen und Penninischen Kette, auf der Nordseite von den größten¬
teils aus Kalk aufgebauten Glarner, Vierwaldstätter und Berner Alpen.
Wie der größte Teil der Schweiz dem Rheingebiet angehört, so ist denn
auch dies ganze Quelland des Rheins sowie das Rhonetal im oberen Wallis
und der größere Teil des Jnntales im Engadin von Deutschen bewohnt.
Eine Art Naturgrenze für die Schweiz bilden die Läuterungsbecken der
Flüsse: der Boden- und Genfer See; außerdem ist sie von Italien durch
höchste Teile der Zentralalpen geschieden. Die gleichlaufenden Wälle des
Jura trennen die Schweiz von Frankreich.
Der zwischen dem Boden- und Genfer See gelegene Landstrich, etwa
ein Drittel des Ganzen, kann als ebene oder flache Schweiz bezeichnet
werden. Zwischen Jura und Alpen gelegen, bildet sie, ein durch Hügel¬
ketten gegliedertes Gelände, den Anfang der Schwäbisch-Bayerischen Hoch¬
ebene. Sie unterscheidet sich aber von letzterer durch südlichere, nach Westen
geneigte Lage, durch geringere Seehöhe, milderes Klima und größere
Gliederung (Hügel und tief eingeschnittene Flußtäler). Die Schweizerische
Hochebene ist die Kornkammer für das Gebirge, indenr hier der Ackerbau
zwar mit Anstrengurig, aber Erfolg betrieben wird; sie ist zugleich die Gegend
der Städte und der städtischen Gewerbe mit einer Bevölkerung, die im
allgemeinen in gewerblicher und kaufmännischer Tätigkeit den Gebirgs¬
bewohnern voraus ist. In der Alpengegend, deren Bevölkerung oft durch
Gletscher und Hochgebirgsketten voneinander geschieden sind, kann Land¬
bau nur dürftig betrieben werden; Städte- und Fabrikanlagen fehlen hier
fast durchaus und bildet die Viehzucht den Haupterwerbszweig.
Die schöne Schweiz ist von der Natur gerade nicht mit Reichtümern
bedacht. Eisen ist wenig vorhanden (zwei Fünftel des Bedarfs), Kohlen
noch weniger. Obst hat sie in Fülle, folglich auch Obstmost; aber ihre Weine
decken bei weitem nicht den Bedarf. Auch das Getreide, das die zum Acker¬
bau geeigneten Landstriche hervorbringen, ist viel zu wenig zur Ernährung