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15. Des Knaben Berglied.
Ich bin vom Berg der Hirtenknab',
Seh' auf die Schlöosser all' herab.
Die Sonne strahlt am ersten hier,
Am längsten weilet sie bei mir.
Ich bin der Knab' vom Berge!
So überschallt sie doch mein Lied:
Ich bin der Knab' vom Berge!
Sind Blitz und Donner unter mir,
So steh' ich hoch im Blauen hier;
Ich kenne sie und rufe zu:
Laßt meines Vaters Haus in Ruh!
Ich bin der Knab' vom Berge!
Und wenn die Sturmglock' einst
erschallt,
Manch Feuer auf den Bergen wallt,
Dann steig' ich nieder, tret' ins Glied
Und schwing' mein Schwert und
sing' mein Lied:
Ich bin der Knab' vom Berge.
g. uhland.
Hier ist des Stromes Mutterhaus;
Ich trink ihn frisch vom Stein heraus;
Er braust vom Fels im wilden Lauf,
Ich fang ihn mit den Armen auf.
Ich bin der Knab' vom Berge!
Der Berg, der ist mein Eigentum,
Da zieh'n die Stürme rings hexum,
Und heulen sie von Nord und Süd,
1. Der Mond ist aufgegangen;
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
2. Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämm'rung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
3. Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön;
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
4. Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel.
16. Am Abend zu singen.
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
5. Gott, laß dein Heil uns schauen,
Auf nichts Vergänglich's trauen,
Nicht Eitelkeit uns freu'n.
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein.
6. Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod;
Und wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!
7. So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen
Und unsern kranken Nachbar auch.
Matthias Claudius.
17. Lied eines Candmannes in der Fremde.
Traute Heimat meiner Lieben,
Sinn' ich still an dich zurück,
Wird mir wohl, und dennoch trüben
Sehnsuchtstränen meinen Blick.
Stiller Weiler, grün umfangen
Von beschirmendem Gesträuch,
Kleine Hütte, voll Verlangen
Denk' ich immer noch an euch!