fullscreen: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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30. Das Königreich Hannover. 
(4.) 
Nordöstlich von dem Westtheile und westlich von dem Osttheile des 
preußischen Staates liegt das Königreich Hannover. Es ist halb 
so groß wie Bayern (700 Quadratmeilen), hat aber noch nicht 2 
Millionen Einwohner. Denn der größte Theil des Landes besteht aus 
einer wenig fruchtbaren Ebene, welche nur an der nördlichen Grenze, 
in der Nähe der Nordsee, zu fruchtbaren Marschländern wird. Der 
südliche, zwischen den Provinzen Westphalen und Sachsen liegende, ab¬ 
getrennte Theil, mit der berühmten Universitätsstadt Göttingen, ist 
von dem Harz durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte: Goslar 
und Klausthal, zu Hannover gehören. Bei ersterer Stadt liegt der 
metallreiche Rammelsberg, von dem die Sage erzählt, daß dort einst 
der Jäger des deutschen Kaisers Otto des Großen, Namens Ramm, 
sein Pferd im Dickicht des Waldes an einen Baum gebunden, und er 
selbst zu Fuße weiter gegangen sei. Bis zu seiner Rückkehr habe aber 
das ungeduldige Roß den Rasen unter seinen Füßen weggescharrt und 
glänzende Erzstufen bloßgelegt. So sei der Erzreichthum dieses 
Berges entdeckt worden, und der Kaiser habe denselben n-ach dem Namen 
des Entdeckers benannt. Die 12 Gruben des Berges liefern außer 
etwas Silber sehr viel Eisen und Kupfer, Blei, Zink und 
Schwefel und noch viele tausend Centner Glätte, welche zum Gla¬ 
siren des irdenen Geschirres gebraucht wird. 
Das eigentliche Hannover zwischen der Elbe, Weser und Nord« 
see wird von der wasserreichen, aber trägen Aller durchflossen, welche 
links die Leine aufnimmt, an deren Ufer sowohl die Haupt- und 
Residenzstadt Hannover, als auch die höher liegende Stadt Göt¬ 
tingen gelegen ist. Da die Mündungen der Elbe und Weser zur 
Hälfte, und die Mündung der Ems ganz zu Hannover gehören, so 
hat das Land eine günstige Lage für Handel und Schifffahrt. 
In Ostfriesland, d. h. dem niedrigen Lande an den Ufern der 
Ems, giebt es Pferde und Rindvieh von ausgezeichneter Größe, 
und Butter und Käse werden dort in Menge nach anderen Gegenden 
verkauft. Da giebt es sehr fruchtbares Marschland an den Flüssen, 
und man sieht dort Bauern mit 3 — 4 Pferden pflügen. — Von dem 
Harze kommen Kupfer, Silber und Gold, und auch sonst fehlt 
es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die Stadt Lüneburg, 
in der Nähe der großen Sandfläche, welche nach ihr die lüneburger 
Heide genannt wird, eines der besten Salzwerke in Deutschland. 
Zum Andenken daran, daß ein Schwein diese reichhaltigen Salzquellen 
zuerst entdeckt haben soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer 
in Lüneburg aufbewahrt. 
In ganz Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebilde¬ 
ten reden einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie 
überhaupt die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausge-
	        
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