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oben gesogen und selbsttätig strömt die gute Luft durch den Schacht hinein 
und wird geschickt in alle Straßen und Gassen der unterirdischen Stadt 
hineingeleitet. Nicht dunkel und unfreundlich sind die Strecken, wie der 
Bergmann die Straßen seines Arbeitsfeldes unter Tage heißt, sondern 
elektrische Birnen an der Decke, deren Licht von den Kristallen der Salz⸗ 
wände wunderbar reflektiert wird, erhellen Tag und Nacht, unabhängig 
vom Sonnen- und Mondwechsel, hier unten die Straßen. 
Geschäftig wie in den Straßen einer Stadt spielt auch hier unten 
sich das Leben ab. Ununterbrochen rollen lange Wagenzüge, gefüllt mit 
vielfarbigem Karnallit, an den Schacht heran, wo sie, mit 8 d— beladen, 
je vier auf einmal in den zweietagigen Förderkorb rollen und in 80 Sekunden 
ans Tageslicht gefördert werden, und geschäftig rollen die leeren wieder 
an Ort, wo sie neu beladen werden. Welche gewaltige Massen von 
Material an einem Tage aus der Tiefe der Erde an die Fabrik zur 
Bearbeitung herausgeschafft werden, zeige folgende, freilich theoretische 
Berechnung, die für die Praxis keinen Wert hat, da auch das Kaliwerk 
Asse seine Produktionsziffern vom Kalisyndikat*) vorgeschrieben erhält: 
In einer achtstündigen Schicht können 1000 Wagen — 8000 d- Kalisalze 
zur Fabrik gebracht werden, das macht bei drei Schichten mit vollzähliger 
Belegschaft 24000 dz- oder mehr als 7 Millionen dz im Jahre. Und 
diese Förderung könnte noch viele Male vervielfältigt werden, denn 
das Lager, dessen Ausbeutung sich die Gewerkschaft Asse gesichert hatte, 
bedeckt nahezu die ganze Oberfläche der Asse: die Mutungeflache reicht 
von dem Dorfe Groß-Denkte 14 km weit nach Barnstorf und nimm 
einen Raum ein von mehr als 20 qkm. Unter Tage aber dehnen sich 
die Kalisalzlager in ungeahnter Mächtigkeit, so daß dort auf Jahrzehnte 
hinaus selbst bei stärkstem Abbau unerschöpflich die Produktion vor sich 
gehen kann. **) 
Unter der sachkundigen und liebenswürdigen Führung des Obersteigers 
und des Steigers ging dann stundenlang die Wanderung durch die 
Strecken. Wohl an 30 Orten bohrten sich die Bergleute tiefer und 
tiefer in das Erdinnere hinein, um das kostbare Material zu gewinnen. 
Nur mit Hose und Stiefeln bekleidet, — denn dort am Orte, wo die 
Wetterzuführung nicht ganz hingelangen kann, ist eine ständige Temperatur 
von nahezu 30 Grad — und trotzdem schweißtriefend stet der Hauer 
seinen Bohrer an, der sich, durch die elektrischen Bohrmaschinen in 
Antrieb gesetzt, ungefähr metertief knirschend und pfeifend in das Karnallit 
bohrt und dort dreifingerdicke Löcher hinterläßt. Etwa 20 Bohrlöcher 
stellt er zusammen mit seinem Arbeitsgenossen, dem Lehrhäuer, fertig, 
) Vereinigung der Kaliwerke zur Festsetzung der Preise und der Höchst⸗ 
grenze der Produktion jedes Werkes. 
) Bei dem Kaliwerk Asse ist bekanntlich der braunschweigische Staat mit 
501 Kuxen (Anteilen) beteiligt. Auf diese 501 Kuren garantiert das Kalisyndikat 
eine 409 Verzinsung der auf sie gezahlten Zubußen, sowie einen Mindestertrag 
von 200000.A im Jahre. Nächstbeteiligter ist der preußische Fistus mit 126 Quxen. 
Auch das Herzogtum Anhalt besitzt eine geringe Zahl Anleile. 
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