D. Bilder aus der Erd- und Völkerkunde. — b. Bilder aus der Fremde. 171
vom Vinde gekräuselten Säume des Schaums vergoldet, den Wasserspiegel
mit Glanz übertrahlt und im aufsteigenden, schnell bewegenden Dunste
den flüchtigen Regenbogen hervorzaubert, dessen Oberes von der Luft hin
und her getrieben, vom neu aufwallenden Nebel verwiseht und doch gleich
ieder neu erzeugt wvird, während der PFuls ruhis und unbewegliech im
Gischte und Sebaume des Kessels steht, — fasst man dies alles in eine
Vorstellung zusaen, so hat man ein sehwaches Bild dessen, was an der
Prsceheinung Sieltbares ist. Auf das Ohr virkt gleichzeitig das unge-
hedre Donnergetõse des Sturzes so gewaltsam, dass man es in stiller Nacht
auf ꝛwei Meilen weit hört, in der Näbe aber niemand sein eigenes Wort
vernimmt. Lueh dem Gefühle macht es siebh dureh die Lufterschütterung
und den Staubregen bemerklich, der den Zuschauer in Lurzer Zeit dureh-
nãsst, wenn er sich dem Anblicke zu unbedachtsam hingiebt.
7. Die Lawinen.
Georg Kohl.
Lawinen sind von Bergen abfallende Schneemassen; indessen ist je nach
der mannigfaltigen Gestaltung der Berge und der verschiedenen Beschaffenheit
des Schnees, je nachdem er trocken oder feucht, locker oder dicht, weich oder zu
Eis gefroren ist, die Wirkung des Abfalls eine ganz verschiedene.
Der staubige Schnee zerstreut sich beim Abfallen in einem weiten Raume,
der feuchte dagegen hält sich mehr am Boden oder „Grunde“. Der vereiste
Schnee kann meist nur in kleinern Mengen abfallen. Man macht daher den
wesentlichen Unterschied zwischen Staublawinen, Grundlawinen und Eislawinen.
Keine Jahreszeit ist ganz frei von Lawinen. Im ganzen aber führt doch
der Frühling die schlimmsten und zahlreichsten herbei.
Die erste Veranlassung zu einer Staublawine wird meistens durch den
Einsturz eines lodern Schneegebildes gegeben, und selbst unbedeutende Luft—
erschütterungen können Schneeabfälle und Lawinen veranlassen, weshalb die
Reisfenden in den hohen Berggegenden sich zu Zeiten sogar das Sprechen ver—
sagen und ihren Maultieren die Glocken abnehmen.
Da unter dem abstürzenden Stücke sich meistens noch viele andere schwebende
Schneemassen befinden, so werden auch diese übergeworfen, und so setzen sich
daun zuweilen mit Blitzesschnelle an einem ganzen Abhange hin große Schnee—
lasten auf einmal in Bewegung. Giebt es auf ihrem Wege steile Felsabsätze
von bedeutender Höhe, so stürzen sie mit einer wachsenden und außerordent—
lichen Kraft herab. Die sinkende Staubmasse breitet sich, an den Felsen zer—
shellend, weit aus und treibt die Luft vor sich her und zu den Seiten aus⸗
mander. Der Luftsturm, der durch große Schneemassen veranlaßt wird, ist
* unbegreiflicher Stärke. Seine Wirkungen scheinen selbst dem, der sie mit
ugen sah, faft unglaublch. m——
man Einem solchen Lawinensturme entgeht nichts, selbst nicht die Vögel, die
von npelln erschlagen auf dem Schnee findet, oder die mitten im Fluge,
die en scharfen Luftzuge erstickt, durch den Wind entführt werden und in
en Thäler tot hinabfallen. Die Steine und Felsstücke, welche der
ninensturn mit fortführt, werden oft weit hinausgeschleudert und in engen,
en Thälern zuweilen den entgegengesetzten Bergseiten zugeworfen.
man 2 Menschen, welche eine Staublawine über sich abstürzen sehen, giebt
den Rat, sich schnell mit abgewandtem Gesichte an den Boden oder sonst
nen festen Gegenstand zu klammern. Jedoch kommen die Lawinen gewöhn—