Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Theseus aufgetragen, diesen, wenn er imstande sei, den Stein hinwegzu— 
wal:»n, mit dem Schwert und den Sohlen als Erkennungszeichen nach Athen 
zu senden. Als nun der Jüngling nicht bloß zu herrlicher Körperstärke 
heranwuchs, sondern auch Kühnheit, Einsicht und festen Sinn zeigte, da 
führte ihn seine Mutter Äthra zu dem Steine am Meeresufer, unter— 
richtete ihn über seines Vaters Ägeus Willen und forderte ihn auf, die 
Erkennungszeichen für denselben hervorzuholen und nach Athen zu bringen 
Theseus stemmte sich gegen den Stein und schob ihn mit Leichtigkeit zurüch 
Die Sohlen unter den Füßen und das Schwert an der Seite, vollbrachte 
er auf dem Wege nach Athen mehrere Heldenthaten. Ägeus erkannte das 
ihm wohlbekannte Schwert, und nachdem er sich durch einige Fragen vollends 
überzeugt hatte, daß er seinen Sohn in junger Heldenblüte vor sich habe, 
schloß er ihn in seine Arme. Sofort stellte der Vater ihn der Versamm— 
lung des Volkes vor, dem er die Abenteuer seiner Reise erzählen mußte und 
das den früh erprobten Helden mit freudigem Jauchzen begrüßte. 
Die erste That, die Theseus verrichtete, seitdem er als Königssohn und 
Erbe des attischen Thrones an seines Vaters Seite lebte, war die Be— 
siegung der fünfzig Söhne seines Oheims Pallas, welche früher gehofft 
hatten, den Thron zu erlangen, wenn AÄgeus ohne Kinder stürbe, und welche 
ergrimmt waren, daß jetzt nicht bloß ein angenommener Sohn des Pandion 
wie Ägeus war, König der Athener sei, sondern daß auch in Zulunft 
ein unwillkommener Fremdling die Herrschaft über das Land führen sollte— 
Sie griffen daher zu den Waffen und legten dem Ankömmling einen Hinter— 
halt. Aber der Herold, den sie mit sich führten und der ein fremder 
Mann war, verriet diesen Plan dem Theseus, der nun plötzlich ihr Ver— 
steck überfiel und alle fünfzig niedermachte. Um durch diese blutige Not— 
wehr die Gemüter des Volkes nicht von sich abzukehren, zog hierauf The⸗ 
seus auf ein gemeinnütziges Wagestück aus, bezwang den marathonischen 
Stier, der vier attischen Gemeinden nicht wenig Not verursacht hatte, führte 
ihn zur Schau durch Athen und opferte ihn endlich dem Apollo. 
Um diese Zeit kamen von der Insel Kreta zum drittenmal Abge— 
ordnete des Königs Minos, um den gebräuchlichen Tribut abzuholen. Mit 
demselben verhielt es sich also. Der Sohn des Minos, Androgeus, war 
wie die Sage ging, im attischen Gebiete durch Hinterlist getötet worden 
Dafür hatte sein Vater die Einwohner mit einem verderblichen Kriege und 
die Götter selbst das Land durch Dürre und Seuchen heimgesucht. Da 
that das Orakel des- Apollo den Spruch, der Zorn der Götter und die 
Leiden der Athener würden aufhören, wenn sie den Minos besänftigten und 
seine Verzeihung erlangen könnten. Hierauf hatten sich die Athener mit 
Bitten an ihn gewendet und Frieden erhalten unter der Bedingung, daß 
sie alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen als Tribut 
zu schicken hätten. Diese sollen nun von Minos in sein berühmtes La— 
byrinth eingeschlossen und dort von dem gräßlichen Minotaurus, einem Zwitter— 
geschöpfe, das halb Mensch und halb Stier war, getötet worden sein. Als
	        
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