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182. Wunderbare Rettung.
Felswand und begann mich an die fremde Welt zu gewöhnen,
die eben in ihrer ganzen Furchtbarkeit schön war.
Es ist doch ein wunderbarer Gegensatz zwischen dem
abwechselnden Leben des Seemanns und dem einförmigen
des Bergmanns. Mit geschwellten Segeln fliegt jener von
Küste zu Küste über das herrliche Meer; lustig wimmelt es
in den fremden Häsen von geschäftigen Menschen. Bald bläst
ein Sturm, daß die Masten brechen und das Schiff von
den starken Wellen wie ein Spielzeug umhergeworfen wird;
bald ist es wieder totenstill, und er ruht sich aus hoch
oben im Mastkvrb und schaut hinaus in den unbegrenzten
Raum zwischen Meer und Himmel. Für den Bergmann hin¬
gegen gleitet ein Tag wie der andere dahin. Tief unten in
dem schwarzen Schacht sitzt er bei seinem Grubenlicht und
hämmert das Erz aus dem Berge heraus; still und finster,
wie hier in seiner Heimat, wird es auch in seinem Innern.
Nur der Sonntag bringt einige Veränderung; da zieht er
ein besseres Kleid an, geht in die Kirche und sieht die Sonne
mild in diese und in sein Herz scheinen. Zuweilen kommt
er auch nachmittags nach Goslar hinein, hört die Zeitungs¬
neuigkeiten und denkt darüber nach, wie wunderlich die Menschen .i
dort in der Welt umherstürmen; er will vielleicht auch, wenn
er noch jung ist, dort hinausfliegen und sich zwischen den
andern umhertummeln — aber am Montag sitzt er doch
wieder tief unten im Schacht bei seinem Grubenlicht und ge¬
braucht den Hammer—und so geht es fort, bis eine fremde
Hand den letzten Hammerschlag auf seinen Sarg thut.
Als wir aus dem Berg herausfliegen, schien die Sonne
so schön über bte jungen Fichten, auf denen Regentropfen
lagen, wie Perlen auf den hellgrünen Knospen. Es war
mir, als hätte ich nie etwas Freundlicheres gesehen als diese
von der Sonne beschienenen Bergwände und den klaren
Himmel; so groß war der Übergang von der schwarzen Grube
zu der sonnenhellen Natur.
182. Wunderbare Rettung.
Ich mochte etwa zehn Jahre alt sein, etwas mehr oder
weniger, da schickte mich meine Mutter in den Keller, um einen
Krug Wein heraufzuholen; denn es war eben die Erntezeit, und
der Wein sollte den Schnittern auf das Feld gebracht werden.
Ich war immer frohen Gemüts und sprang fast mehr, als ich
ging; und da ich mich in dem dunkeln Keller fürchtete und mir