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heute kennt man kaum den Ort in der Wüste, wo sie lagen. Sie sind ver—
gessen und fast ohne Spur verloren. So kann es auch sein, daß die Men—
schen einmal wieder verschwinden aus diesem Tale und das Dorf in
Trümmer sinkt. Dann wird langsam der Wald herabsteigen aus dem
Gebirge in seine alten Standplätze und nach hunderten von Jahren ein
neuer Urwald dort seine Wipfel wiegen, und das Andenten der Men—
schen, welche dort wohnten, wird hinabgeflossen sein in das große Meer
der Vergessenheit.
Doch mit demselben Rauschen und Rieseln wie einst und jetzt wird
auch dann der Bach zu Tale wandern mit seinen klaren Gewässern, die
ewig kommen und ewig gehen und ewig bleiben.
2. Ostliche Völker.
18. Savitri.
Der metrischen Übersetzung von Ludwig Fritze nacherzählt. (. Rösch.)
Asvapati, den König von Madra, zierten alle Tugenden des Men—
schen und des Herrschers. Gerecht war er, gütig und mild, fromm und
tätig. — Doch eines fehlte ihm zum Glücke. Er wurde älter und hatte
nicht Sohn noch Tochter. Lange Jahre übte er fromme Entsagung mit
Fasten und Bußübungen. Er opferte viel der Göttin Savitri, die Kinder
gewährt und sie gedeihen läßt.
Im achtzehnten Jahre endlich erschien ihm die Göttin, sich aus der
Flamme des Opfers erhebend, und erlaubte ihm einen Wunsch. Der König
erbat sich Söhne. Doch nach dem Worte des Göttervaters durfte ihm
Savitri nur eine herrliche Tochter verheißen. — Und Malavi, Asvapatis
Gemahlin, gebar ihm ein Mädchen. König und Priester gaben ihm nach der
Göttin den Namen Savitri. Zur Jungfrau wuchs sie heran. Schön war sie
wie die Göttin der Schönheit selbst. Kein Sterblicher wagte, um sie zu
werben.
An einem festlichen Tage trat sie, vom Opfer kommend, mit geweihten
Blumen geschmückt, vor ihren Vater. Den rührte ihre Schönheit; doch
traurig wurde er zugleich, weil kein Bewerber ihr bisher genaht war. Und
er trug ihr auf, selbst sich einen Gemahl zu wählen, auf daß die Götter
nicht zürnten. — Folgsam umfaßte Savitri des Vaters Füße und fuhr, von
den alten Räten des Königs geleitet, auf vergoldetem Wagen nach dem
heiligen haine, wo königliche Büßer fromm sich kasteiten.
Närada aber, der Vermittler zwischen Göttern und Menschen, saß um
diese Zeit zum Zwiegespräch bei Asvapati in der halle. Savitri kehrte zurück
und begrüßte ehrfurchtsvoll die herrscher. Narada fragte, warum die
Tochter noch unvermählt sei. Vom Vater aufgefordert, erzählte darauf
Savitri, was ihr im Büßerwalde begegnete: „Der König Dyumatsena ver