Full text: [Abteilung 2 = (9. und 10. Schuljahr), [Schülerband]] (Abteilung 2 = (9. und 10. Schuljahr), [Schülerband])

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Was er wollte, das wollt' er von Kind auf! Gar zu besonders 
Wühlt mir das Herz. Und seht, wie die Katz' auf dem Tritte des Tisches 
Schuurrt und das Pfötchen sich leckt und Bart und Nacken sich putzet! 
Das bedeutet ja Fremde nach aller Vernünftigen Urteil!“ 
Sprach's und trat an den Spiegel, die festliche Haube zu ordnen, 
Welche der Vater verschob, mit dem Kuß ausgleichend den Zwiespalt; 
Denn er leerte das Glas auf die Enkelin, sie auf den Enkel. 
Nicht ganz schäme sich meiner die Frau im modischen Kopfzeug! 
Dachte sie leis' im Herzen und lächelte selber der Torheit. 
Neben dem schlummernden Greis' an der anderen Ecke des Tisches 
Deckte sie jetzo ein Tuch von feingemodeltem Drillich,.— 
Stellete dann die Tassen mit zitternden Händen in Ordnung; 
Auch die blechene Dos' und darin großklumpigen Zucker 
Trug sie hervor aus dem Schrank und scheuchte die sumsenden Fliegen, 
Die ihr Mann mit der Klappe verschont zur Wintergesellschaft; 
Auch dem Gesims' enthob sie ein paar Tonpfeifen mit Posen 
Grün und rot, und legte Tobak auf den zinnernen Teller. 
Als sie drinnen nunmehr den Empfang der Kinder bereitet, 
Ging sie hinaus vorsichtig, damit nicht knarrte der Drücker. 
Aus der Gesindestube darauf vom rummelnden Spulrd 
Rief sie, die Tür halb öffnend, Marie, die geschäftige Hausmagd, 
Welche gehaspeltes Garn von der Wind' abspulte zum Weben, 
Hastigen Schwungs, von dem Weber gemahnt und eigenem Ehrgeiz. 
Heiser ertönte der Ruf, und gehemmt war plötzlich der Umschwung. 
„Flink, lebendige Kohlen, Marie, aus dem Ofen gescharret, 
Daß ich frisch (denn er schmeckt viel kräftiger) brenne den Kaffee. 
Heize mit Kien dann wieder und Torf und büchenem Stammholz, 
Ohne Geräusch, daß nicht vom Schlaf aufwache der Vater. 
Sinkt das Feuer in Glut, dann schiebe den knorrigen Klotz nach, 
Der in die Nacht fortglimme, dem leidigen Froste zur Abwehr, 
Dicht an die Platte der Wand, die den Lehnstuhl wärmet im Rücken. 
Siebzigjährige sind nicht Fröstlinge, wenn sie im Sommer 
Gern an der Sonn' ausruhn und am wärmenden Ofen im Winter. 
Auch für die Kinderchen wohl braucht's gründliche Wärme zum Auftaun.“ 
Und der Ermahnenden folgte Marie und sprach im Herausgehn: 
„Varsch durchkältet der Ost; wer im Sturm lüstreiset, ist unklug; 
Nur ein wähliges Paar, wie das unsrige, dammelt hindurch wohl. 
Wärmenden Trank auch bracht' ich den Kälberchen heut' und den Milchkühn, 
Auch viel wärmende Streu in das Fach. Schönmädchen und Blüming 
Brummten am Trog und leckten die Hand und ließen sich kraueln.“ 
Sprach's; und sobald sie dem Ofen die funkelnden Kohlen entscharret, 
Legte sie Feurung hinein und weckte die Glut mit dem Blasbalg, 
Huftend, und schimpfte den Rauch und wischte die tränenden Augen. 
Emsig stand an dem Herd das Mütterchen, brannte den Kaffee 
Über der Glut in der Pfann' und rührte mit hölzernem Löffel. 
Knatternd schwitzten die Bohnen und bräunten sich, während ein dicker, 
Duftender Qualm aufdampfte, die KQüch' und die Diele durchräuchernd. 
Sie nun langte die Mühle herab vom Gesimse des Schornsteins,
	        
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