Full text: [Teil 8 = Klasse 2, [Schülerband]] (Teil 8 = Klasse 2, [Schülerband])

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schwur und Glückwunsch an. Wie er bei seiner Königskrönung in Königs¬ 
berg von den Fahnen und Standarten der Armee hatte umgeben sein 
wollen, so wollte er auch hier auf diese Symbole hingebender Treue, 
unantastbarer Standhaftigkeit und Ehre blicken, die eben noch aus 
blutigen Schlachtfeldern die Heere zu Sturm und Sieg geführt hatten. 
Vor neue Aufgaben, wieder vor eine „Wendung durch Gottes Führung" 
gestellt, auf eine Zukunft gerichtet, die, wie der hohe Herr es fühlte, 
ihm nicht lange mehr zugehören konnte, verlangte ihn, der Einheit seines 
Lebensverlauss an diesen Siegeszeichen sich bewußt zu werden; er befahl, 
diejenigen Fahnen, die ihn an seine eigenen Lebensereignisse erinnerten, 
denen er Treue gehalten hatte, wie zur Bekräftigung seiner Gesinnung 
und seines Vorhabens ihm zunächst zu stellen. Wer war ihm gleich an 
Erinnerungen, an Schickungen? Noch ein Jüngling, hatte er hier auf 
feindlichem Boden gestanden und damals schon das Eiserne Kreuz sich 
vor dem Feinde erworben. Ein halbes Jahrhundert später, als König, 
hatte er zum zweiten Male den Krieg in dasselbe feindliche Land tragen 
müssen, und als Kaiser kehrte er heim. 
So feierlich, so ernstbewegt beging König Wilhelm diese Stunde; 
daß er aber mit seinem Entschlüsse die Wünsche des Volkes erfüllte und 
die deutschen Siege aufs höchste verherrlichte — das sagte ihm das 
tausendstimmige Hurra seines Heeres. Wie ein von seinen Heermannen 
aus den Schild gehobener Germanenkönig, so durste König Wilhelm, 
getragen von Dank, von Liebe und Treue des wehrhaften deutschen 
Volkes, die der Kaisergruß ihm hier darbrachte, sich aus der Höhe seines 
vielbewegten, an Siegen reichen Lebens fühlen. 
Mit eben dieser Stunde begann die ersehnte neue Zeit für das 
deutsche Volk. In dem Jubelgruß an den geliebten Herrn, der diese 
Prunksäle durchbrauste, entkräftete es die hochmütigen Ansprüche und 
Gewalten, deren Verherrlichung sie einst gewidmet waren, und feierte 
den Sieg der edleren Macht, die sittliche Kraft und Begeisterung einem 
Volke verleihen. Möge es dieser stärksten Macht sich ebenda für immer 
geweiht haben! Diejenigen, die Leib und Leben für das Vaterland ein¬ 
gesetzt hatten, haben in Versailles das neue Deutsche Reich begrüßt: die 
jetzt sich des erkämpften Segens erfreuen, sind wahrlich berufen, in gleich . 
aufopfernder Gesinnung ihnen nachzueifern. 
7. Oie Heimfahrt im Kaiserzuge, von Gustav freytag. 
Ein Brief. 
Gesammelte Werke. 15. Band. Leipzig. 8. 500. 
3ch bin in der Heimat bei Weib und Kind, ein glücklicher Mann. 
Wir haben im Eisenbahnwagen einen Triumphzug durch Deutschland 
gemacht, dessen eigentümliche begeisternde Wirkung sich mit andern Emp¬ 
findungen, die das Leben gibt, gar nicht vergleichen läßt. Zwar die
	        
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