221
Sprecher, begrüßt wurden. Wer zu Roß nahte, der stieg dort ab,
und die Jungen führten sein Pferd in ein weites Gehege und banden
es fest, damit die Knechte ihm den Schaum mit Stroh abrieben und
alten Hafer in die Krippe schütteten. Würdig war Gruß und Anrede:
in weitem Ringe standen die Gäste auf dem Hose, eine stolze Ge¬
sellschaft, ansehnliche Männer aus zwanzig Dörfern der Gegend, alle
in ihrem Kriegsschmucke, den Eschenspeer in der Hand, Schwert und
Dolch an der Seite, in schöner Lederkappe, die mit Zähnen und
Ohren des wilden Ebers geschmückt war; mancher ragte unter dem
Eisenhut, in einem Lederkoller oder Kettenpanzer über dem weißen
Hemde und in hohen Lederstrümpfen, die bis zum Leibe reichten,
mancher auch, der reich war und die Ware der rheinischen Krämer
beachtete, trug eineu Überwurf von fremdem Zeuge, das feine Haare
von bunter Farbe hatte und wie das zarte Fell eines Raubtiers
glänzte. Schweigend standen die Männer und freuten sich der Ver¬
sammlung: nur einige, die zu einander traten, tauschten leise Worte
über die Gerüchte, welche durch das Land flogen von der großen
Schlacht im Westen und von bedrohlicher Zeit. — Lange währte die
Begrüßung, denn immer noch kamen einzelne, die sich verspätet
hatten, bis der Sprecher an den Häuptling trat und auf den Stand
der Sonne wies.
Da führte der Wirt seine Gäste vor die Halle; feierlich betraten
sie im Zuge die Stufen; am Eingänge empfing sie die Hausfrau, neben
ihr stand die Tochter mit den Mägden. Ehrerbietig huldigten die
Männer den Frauen; die Fürstin reichte allen die Hand und fragte
gebührlich nach ihren Frauen und dem Hausstand, den Männern von
der Freundschaft bot sie die Wange zum Kusse. Die Häupter des
Volkes nahmen gewichtig Platz auf den Sesseln der Bühne und be¬
gannen ernstes Männergespräch, während der Schenk und die Diener
in langer Reihe einzogen; diese trugen in Holzkannen den Frühtrunk
und behagliche Zukost, weiße, gewürzte Brotkuchen und Fleisch aus
dem Rauchfange.
Unterdessen rüsteten die Jungen ungeduldig auf dem Rasen¬
grunde vor dem Hofe die Bahn zu kriegerischem Spiele. Die Knaben
des Dorfes begannen den Kampf, damit auch sie das Lob der Krieger
erwarben. Sie rannten nach dem Ziele, sprangen über ein Roß und
schossen mit dem Rohrpfeile nach der Stange. Bald aber ergriff
ber Eifer die Jünglinge, sie warfen die Speere, sie schleuderten den