Full text: [Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband]] (Abteilung 2 = Für die mittleren Klassen, [Schülerband])

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Sprecher, begrüßt wurden. Wer zu Roß nahte, der stieg dort ab, 
und die Jungen führten sein Pferd in ein weites Gehege und banden 
es fest, damit die Knechte ihm den Schaum mit Stroh abrieben und 
alten Hafer in die Krippe schütteten. Würdig war Gruß und Anrede: 
in weitem Ringe standen die Gäste auf dem Hose, eine stolze Ge¬ 
sellschaft, ansehnliche Männer aus zwanzig Dörfern der Gegend, alle 
in ihrem Kriegsschmucke, den Eschenspeer in der Hand, Schwert und 
Dolch an der Seite, in schöner Lederkappe, die mit Zähnen und 
Ohren des wilden Ebers geschmückt war; mancher ragte unter dem 
Eisenhut, in einem Lederkoller oder Kettenpanzer über dem weißen 
Hemde und in hohen Lederstrümpfen, die bis zum Leibe reichten, 
mancher auch, der reich war und die Ware der rheinischen Krämer 
beachtete, trug eineu Überwurf von fremdem Zeuge, das feine Haare 
von bunter Farbe hatte und wie das zarte Fell eines Raubtiers 
glänzte. Schweigend standen die Männer und freuten sich der Ver¬ 
sammlung: nur einige, die zu einander traten, tauschten leise Worte 
über die Gerüchte, welche durch das Land flogen von der großen 
Schlacht im Westen und von bedrohlicher Zeit. — Lange währte die 
Begrüßung, denn immer noch kamen einzelne, die sich verspätet 
hatten, bis der Sprecher an den Häuptling trat und auf den Stand 
der Sonne wies. 
Da führte der Wirt seine Gäste vor die Halle; feierlich betraten 
sie im Zuge die Stufen; am Eingänge empfing sie die Hausfrau, neben 
ihr stand die Tochter mit den Mägden. Ehrerbietig huldigten die 
Männer den Frauen; die Fürstin reichte allen die Hand und fragte 
gebührlich nach ihren Frauen und dem Hausstand, den Männern von 
der Freundschaft bot sie die Wange zum Kusse. Die Häupter des 
Volkes nahmen gewichtig Platz auf den Sesseln der Bühne und be¬ 
gannen ernstes Männergespräch, während der Schenk und die Diener 
in langer Reihe einzogen; diese trugen in Holzkannen den Frühtrunk 
und behagliche Zukost, weiße, gewürzte Brotkuchen und Fleisch aus 
dem Rauchfange. 
Unterdessen rüsteten die Jungen ungeduldig auf dem Rasen¬ 
grunde vor dem Hofe die Bahn zu kriegerischem Spiele. Die Knaben 
des Dorfes begannen den Kampf, damit auch sie das Lob der Krieger 
erwarben. Sie rannten nach dem Ziele, sprangen über ein Roß und 
schossen mit dem Rohrpfeile nach der Stange. Bald aber ergriff 
ber Eifer die Jünglinge, sie warfen die Speere, sie schleuderten den
	        
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