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immer gedauert, so würde er der Befestigung der gemachten Er¬
werbungen großen Eintrag getan haben, wie denn einer der slawi¬
schen Verwandten des verstorbenen Heinrich Gelegenheit fand, sich
in den Besitz von Brandenburg zu setzen. Von Zeit zu Zeit aber
traten Momente des Verständnisses ein, die eine allgemeine An¬
strengung der Streitkräfte nach Osten hin möglich machten. Der
Kreuzzug Konrads HI. veranlaßte selbst einen gemeinschaftlichen
Angriff der norddeutschen Fürsten auf die noch heidnisch-slawischen
Gebiete. Dem Markgrafen Albrecht kam dann ein großer Heerzug
Friedrichs I. gegen Polen sehr zu statten. Im Widerspruch mit
den gegen Kaiser Lothar übernommenen Verpflichtungen entzogen
sich die Polen aller Abhängigkeit von Kaiser und Reich. Der Ver¬
treter des bisherigen Verhältnisses, Wladislaw II., war von seinem
Bruder Boleslaw III., der die volle nationale Autonomie verfocht,
verjagt worden; Kaiser Friedrich hielt es für geboten, den ersten
zurückzuführen: kurz zuvor siegreich aus Italien heimgekehrt, unter¬
nahm er, die Sache mit dem Schwerte zu entscheiden. Zu den
Polen hielt sich nun aber Jaczo von Brandenburg. Indem Friedrich
mit einem großen Heere nach der Oder vordrang, warf sich Albrecht
gegen Brandenburg und nahm es ein. Seinerseits überschritt der
Kaiser die Oder im Angesicht des polnischen Heeres, bei dem sich
Preußen und Pommern befanden, und nötigte Boleslaw zu einem
Frieden, in welchem die Hoheit des Reiches nochmals anerkannt
wurde. Die von dem Könige verjagten Ptasten erhielten unter
kaiserlicher Autorität eine Entschädigung und Ausstattung in
Schlesien; man dürfte wohl behaupten, daß hierin der historische
Grund und Beginn der allmählichen Sonderung Schlesiens von
Polen zu suchen ist. Ein unmittelbarer Erfolg des Heerzuges aber
war, daß Brandenburg unter der Kombination dieser Umstände den
Slawen auf immer entrissen wurde. Es geschah unter dem Zu¬
sammenwirken des Erzbischofs und des Markgrafen nicht ohne
heftigen Kampf, der nun aber zum Ziele führte. Das Bistum, das
bisher auf Leitzkau angewiesen war, konnte nun in Brandenburg
selbst wiederhergestellt werden. Erst seitdem ward Albrecht, der bis¬
her als Markgraf von Salzwedel erschien, allgemein als Markgraf
von Brandenburg bezeichnet. Er war bisher vor allem der Vor¬
fechter des Bischofs von Havelberg und Brandenburg gewesen: jetzt
trat er als Landesherr auf. Die Markgrafschaft gelangte zu wirk¬
lichem Leben, und die Deutschen konnten definitiv daselbst Fuß
fassen. Von Bedeutung war es immer, daß ein Erbrecht erworben
worden war; die strenge Burgwarteinrichtung, wie sie in der Alt¬
mark bestand und wie sie anfangs auch in Brandenburg eingeführt
wurde, konnte bald nachher aufgelöst werden. Die Burgmannen
nahmen unter der Autorität des Markgrafen ihre Wohnung in dem
offenen Lande; der einheimische wendische Adel trat mit ihnen in
eine so enge Genossenschaft, daß die Herkunft der Familien von der