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Reichenau — Reufs.
durch menschenleere von dunklen
Waldbächcn durchströmte Thäler.
Nach dem Flufs wurde das von den
Römern 14 v. Chr. angelegte Kastell
Castra Hegina oder Reginum
genannt. Eben dahin gehört auch
der Name des pommerschen Küsten¬
flusses Rega. Von diesem Flusse
haben die deutschen Rugicr ihren
Namen. Mikl. erklärt den Flufsnamen
freilich für slav. und leitet ihn von
aslv., nsl. reka, Flufs ab.
Reichenau, eine grofse Insel im
Zeller See, erhielt diesen Namen,
seitdem das Kloster der Insel durch
seinen Reichtum sprichwörtlich ge¬
worden war. Früher hiefs sie Sint-
lesau oder einfach Au. Egl. 374.
Reiclienliall s. Halle.
Reiferscheid, Orte in der Rhein¬
provinz. Der erste Teil des Namens
hat sich entwickelt aus Ripuarii,
Riparii, so hiefs ein Teil des frän¬
kischen Stammes (s. Ripuarii) ; scheid
bedeutet jede Art von Grenze
und gehört besonders dem fränki¬
schen Stamm an. Der Name Reifer¬
scheid bezeichnet die Grenze, bis zu
der sich die Ripuarier westlich vom
Rhein ausgedehnt hatten. Arn. D.
Urz. 150; s. d. Art. Scheid.
Reims, in gallischer Zeit als Du-
rocortorum Hauptstadt der Remi,
nahm in der späteren Zeit den Na¬
men des Volksnamens an, aus dem
sich der moderne Name entwickelt
hat. Jul. Jung 61.
Reinerz, das schlesische Bad, ist
entstanden aus Reinhards, dem Ge¬
nitiv von Reinhard. Andre. 69.
Remagen, Ort am Rhein, geht
auf kelt. Rigomagus. Der erste Teil
dieses Namens erklärt sich durch
cymr. ri, corn, ruy, König und
vnagus, Haus, Gebäude. Bacmeister,
A. W. 24.
Remscheid s. Scheid.
Reimes, Stadt in Frankreich.
Der Name hat sich entwickelt aus
dem des gallischen Stammes der R e-
dones, deren Hauptstadt es unter
dem Namen Condate war. Kiep.
Leitf. 192.
Rennsteig oder Rennstieg auf
dem Thüringer Walde, ehemals Rain¬
steig genannt, geht auf mhd. rem,
Rain, abgrenzender Bodenstreifen,
Schad. 708, Rand, Abhang zurück
und bedeutet Grenzweg. Daniel,
Lehrbuch d. Geogr. nennt ihn einen
uralten Grenzweg zwischen Franken
und Thüringen. Lütt. 30. Der Renn¬
steig soll ein uralter Verkehrsweg
längs der Firstlinie des Gebirges ge¬
wesen sein, doch hat derselbe niemals,
wenn auch auf einzelnen Strecken
dazu benutzt, in seiner ganzen Aus¬
dehnung als Handelsstrafse gedient.
F. Regel, Die Entwickelung der Ort¬
schaften im Thüringerwald. Peterm.
Ergz. 76. 11.
Rethra, Hauptort der Redarier
in Mecklenburg, berühmt durch sei¬
nen Tempel, geht nach Schafarik auf
aslv. rati, Krieg zurück, ratar o —
Krie gs te m p el. Kühnel I. 23.
Réunion = Wiedervereini¬
gung, nannten die Franzosen eine
der Mascarenen, nachdem sie die¬
selbe durch den Frieden von 1815
wiedererhalten hatten, denn von 1810
—15 war sie von den Engländern
besetzt gewesen. Ihren älteren Na¬
men Isle de Bourbon erhielt sie
1651 nach der franz. Dynastie der
Bourbonen. Egl. 377.
Reufs, Name eines deutschen
Fürstentums, bedeutet neugerode¬
tes Land, von demselben Stamm,
der in den Endsilben von Ortsnamen
noch oft vorkommt, wie - rod,
- rode, - roda, - gerode, - reutli,