180. Eselreiten.
Die kleine Anni hatte Geburtstag. Sie wurde fünf Jahre
alt. Und wie Tante Martha kam und der Anni gratulierte,
sagte die Tante: „Anni, du darfst dir heut etwas wünschen,
was du nur willst, ich tue es.“ Da rief die kleine Anni:
„Ich weiß etwas, ich wünsche mir, daß ich einmal auf einem
Esel den Schloßberg hinauf reiten darf.“ — „Hol dein Hütchen,
Anni, wir wollen gleich gehen“, sagte die liebe Tante. Nun
durfte Anni wirklich reiten auf einem lebendigen Esel. Ein
Bursche hob sie hinauf, da saß man gut auf einem schönen,
weichen, roten Kissen, das trug der Esel auf dem Rücken.
Es war festgeschnallt und hatte seitwärts und hinten eine
rote Lehne. Auch gab der Bursche Anni einen Zügel in
die Hand zum Festhalten, er selbst lief nebenher mit dem
Stock. Aber er tat dem Esel nicht weh damit, er trieb ihn
nur manchmal an, daß er schneller gehen sollte. Einmal
rief der Esel sehr laut: I-a, ica. Da erschrak die Anni aber,
denn sie hatte geglaubt, die Esel riefen ganz zart. Plötzlich
blieb der Esel an einer Mauer stehen und fraß das Gras,
das da wuchs, da mußte der Treiber ganz oft rufen: „Wipp⸗
schwanz, Wippschwanz, willst du wohl weiter!“ Über den
spaßigen Namen mußte Anni laut lachen. Es war ein
liebes, graues Eselchen, und es war schade, als sie oben
waren und die Geburtstagsfreude schon vorbei war.
181. Kuckuck und Esel.
Der Kuckuck und der Esel,
die hatten großen Streit,
wer wohl am besten sänge
zur schönen Maienzeit.
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