Full text: Prosa (Teil 8, [Schülerband])

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daß hier Wasser in Hülle und Fülle zu haben sei, hatte die Annäherung 
instinktmäßig bewirkt. 
„Gewehr ab! Setzt die Gewehre zusammen!" Und jeder fiel da auf 
die Erde, wo er stand. Ich selbst legte meinen Kopf auf das eine Ende 
einer gefällten und schon abgeschälten Birke. Ich konnte nicht sofort 
einschlafen. Die Aufregung war zu groß gewesen. Allmählich begann 
es, sich überall zu rühren. Kleine Koch- und Wärmfeuer beleuchteten 
hier und da im Busch die Stämmchen der Erlen und die sie umstehenden 
und umsitzenden Mannschaften. Am andern Ende meiner Birke merkte 
ich am Rütteln meines Kopfes, daß die Leute an dieser Stelle ihre 
Kaffeebohnen mit Steinen zerkleinerten. Klar, im letzten, verblassenden 
Abendlicht schien die abnehmende Sichel des Mondes durch das Wäldchen. 
Obgleich ich die Augen geschlossen hatte, konnte ich, wohl wegen der 
großen Erregung, nicht einschlafen. 
Im Halbtraum hörte ich, wie Pferdegetrappel sich mir näherte und 
bei mir anhielt. Durch meine halbgeöffneten Lider erblickte ich auf einem 
großen, langgestreckten, starkknochigen Gaul einen alten General. Sein 
weißer, zerzauster Schnurrbart bedeckte die Lippen ganz. In seiner Be- 
gleitung war ein Generalstabsoffizier. Zu diesem sagte er: „Weiter, 
lieber Ernesti, kommen wir heute doch nicht. Die Nacht ist hereinge¬ 
brochen. Wir werden wohl oder übel hier kampieren müssen." Darauf 
stiegen die Herren ab. Der General nahm das rechte Vorderbein seines 
Pferdes in die Höhe und untersuchte den Huf. Dann rief er: „Wanz- 
leben?" Eine Stimme antwortete: „Exzellenz?" und zugleich erschien 
ein Husar. „Sorgen Sie zuerst dafür, Wanzleben, daß die Pferde 
Wasser bekommen." Der starkknochige Gaul des Generals, die Mähne 
hebend, die Lefzen wie gähnend auseinanderreißend, schnubberte, als wenn 
er die Worte seines Herrn verstanden hätte. Nun wurden die Sattel¬ 
taschen abgeschnallt, die Mäntel ausgebreitet. Darauf legten sich die 
beiden neben mich auf die Birke. Ich war dermaßen ermattet, daß 
ich nicht aufgesprungen war. Das Klopfen der Steine am andern 
Ende ging seinen Weg. Auch der General und Ernesti schienen nichts 
zu spüren. 
Als sie eben eingeschlafen waren, wieherte hell, auf mich zu¬ 
kommend, wieder ein Pferd und hielt gleichfalls in unmittelbarer Nähe 
bei mir an. Es war ein außerordentlich starker Ulanenoffizier. Der 
Mond beschien ihn hell. Sein rundes Gesicht war bartlos, und seine 
dicken, um den Sattel gepreßten Beine glichen zwei vollgestopften Korn- 
säcken. „Jesses, Jesses", rief er, „schläft denn hier schon die ganze 
Gesellschaft?" Und ein so unendlich gemütliches, helles Lachen ertönte
	        
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