Full text: [Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband])

210 
Gmanuet Geibel. 
die unentbehrlichen, das Leben berührenden Gegenstände des Unterrichts 
haben Wert für ihn. Statt „Geschichte des kur- und fürstlichen Hauses 
Brandenburg" will er nur von preußischer Historie hören; Staatenkunde, 
verbunden mit Geographie, soll der Prinz lernen, die Landkarte in der 
Hand, und eine vollkommene Fertigkeit im Rechnen erwerben. Mit metho¬ 
discher Grammatik soll man seinen Sohn nicht plagen, schon genug, wenn 
er sich durch Übung einen fließenden französischen und deutschen Stil 
aneignet. 
Und ftagen wir nun weiter, worauf die Erziehung des Prinzen sich 
richten sollte, so ist das dreierlei. 
Wie seine Gouverneure zwei ausgezeichnete Kriegsmänner sind, so soll 
er hauptsächlich mit Offizieren umgehen, Begierde zu Ruhm und Bravour, 
Liebe zu den Soldaten fassen; man soll ihm auf das nachdrücklichste ein¬ 
prägen, daß er ein verachteter Mensch wäre, wenn er nicht ein Soldat würde. 
Das zweite: man soll einen guten Wirt aus ihm machen; gegen 
Pracht und überflüssigen Aufwand, noch mehr gegen Spiel und jede 
Art der Verschwendung soll und muß man ihm Ekel beibringen. 
Endlich soll er ein guter evangelischer Christ werden. 
Der Prinz soll sich früh und rasch erheben, sogleich ein kleines Gebet 
auf den Knieen sprechen; nachdem er sich hurtig angezogen und in wenig 
Minuten Thee und Frühstück eingenommen, wird in Gegenwart aller Diener 
ein großes Gebet auf den Knieen gehalten, ein Kapitel aus der Bibel ge¬ 
lesen, ein gutes Lied mit lauter Stimme gesungen; die Fechtstunde wechselt 
ab mit Information in der Religion. Sonst geht der Prinz alle Morgen 
mit dem König nach der Parade; Sonntags marschiert er an der Spitze 
seiner Kompagnie mit ihm nach der Kirche. 
Es leuchtet ein, daß es Friedrich Wilhelm nicht auf eine freie Aus¬ 
bildung angeborener Geistesgaben, noch auf die Aneignung allgemeiner 
Kultur absah: Erziehung und Unterricht hatten bei ihm ein bestimmt vor¬ 
gestecktes Ziel; er wollte einen Mann aus seinem Sohne machen, wie er 
selber einer war. 
Lmanuel Heiüel. 
Gesammelte Werke. Stuttgart. 1883. I. G. Cotta. 
130. Türmerlied. 
1. Wachet aus? ruft euch die Stimme 
Des Wächters von der hohen Zinne, 
Wach auf, du weites deutsches Land! 
Die ihr an der Donau haniet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.