Full text: [Teil 6 = Klasse 4 (7. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4 (7. Schuljahr), [Schülerband])

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bereitete, verbat er sich, seinen schlichten Gewohnheiten getreu, alles 
kostbare Gepränge. Die Worte, die er an seinen Staatsminister 
von Schroetter unter dem 28. Februar 1798 darüber schreibt, ver¬ 
dienen als charakteristisch für die am damaligen preußischen Hofe 
herrschende Gesinnung zitiert zu werden: „Ich selbst werde kein 
königlich Gepränge, aber ein treues, landesväterliches Herz meinen 
guten Untertanen entgegenbringen, und ihre Liebe und biedere 
Anhänglichkeit wird mich um so inniger rühren, je prunkloser sie 
sich äußern wird. Ihr werdet mich verbinden, wenn Ihr diese 
meine Gesinnungen ohne Eklat verbreiten könnt." 
Auf dieser Huldigungsreise, die das königliche Paar am 
25. Mai 1798 antrat, zeigte sich die innige Verehrung und Zu¬ 
neigung des Volkes in einer Weise, die das Herz Luisens vor 
Freude und Dank aufjauchzen ließ. Nach Beendigung der Königs¬ 
berger Feste und Feierlichkeiten ging die Reise nach Warschau, 
von Warschau nach Breslau. Gerade hier in Schlesien wurde die 
Königin von der warmen Treuherzigkeit des Volkes so ergriffen, 
daß sie beim Scheiden in sichtbarer Bewegung ausrief: „Ich werde 
die guten Schlesier nie vergessen." Aber auch die Königin blieb 
allen unvergessen, die in ihre Nähe traten. Ende Juni trafen die 
Herrschaften wieder in Berlin ein. Die Huldigung stand bevor. 
Diese durch schlichte Würde ausgezeichnete Feier fand am 
6. Juli statt. Der König ging mit den Prinzen zu Fuß in den 
Dom. Derselbe Prediger Sack, der den König getauft, eingesegnet 
und getraut hatte, hielt die Festpredigt über einen ihm vom 
Monarchen vorgeschriebenen Tert aus den Sprüchen des Salomo 
(Kap. 16, 12): „Durch Gerechtigkeit wird der Thron befestigt." 
In wunderbar prophetischer Hindeutung auf den späteren Be¬ 
freiungskrieg sagte der würdige Geistliche: „Wenn das Volk wahr¬ 
nimmt, wie ein gerechter König das Schwert nie aus der Scheide 
zieht, um der Habsucht oder dem Stolze oder der Rachbegierde 
eine gefährliche Befriedigung zu geben, wie er den Krieg, diese 
schreckliche Plage der Menschheit, nicht liebt und nicht sucht, aber 
ihn im Vertrauen auf Gott auch nicht scheut, wenn nicht anders ein 
übermütiger Feind entwaffnet, des Staates Unabhängigkeit ge¬ 
sichert, der Gerechtigkeit strenges Gebot erfüllt werden kann; wenn 
es ihn mit starkem Arm das Ruder des Staats festhalten sieht, 
mitten im Sturm nicht achtend der rastlosen Anstrengung und
	        
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