Full text: [Teil 6 = Klasse 4 (7. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4 (7. Schuljahr), [Schülerband])

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Er fühlte sein Ende. War Herbsteszeit, 
Wieder lachten die Birnen weit und breit, 
Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab. 
Legt mir eine Birne mit ins Grab." / 
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, 
Trugen von Ribbeck sie hinaus, 
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht 
Sangen: „Jesus, meine Zuversicht," 
Und die Kinder klagten, das Herze schwer: 
„He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?"^ 
So klagten die Kinder. Das war nicht recht, 
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht. 
Der neue freilich, der knausert und spart, 
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt, 
Aber der alte, vorahnend schon 
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn, 
Der wußte genau, was damals er tat, 
Als um eine Birn' ins Grab er bat; 
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus 
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. 
Und die Jahre gehen wohl auf und ob, 
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, 
Und in der goldenen Herbsleszeit 
Leuchtet's wieder weit und breit. 
Und kommt ein Jung' über den Kirchhof her, 
So flüstert's im Baume: „Wiste 'ne Beer?" 
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: „Lütt Dirn, 
Kumm man röwer, ick geb' di 'ne Birn." 
So spendet Segen noch immer die Hand 
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. 
Theodor Fontane.
	        
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