Full text: (Für die mittleren Klassen) (Abteilung 2, [Schülerband])

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höchsten Willen kundthnn wird." Der Prinz stutzte und wurde 
von der gesetzlichen Hoheit und von der Ruhe des Richters so 
betroffen, daß er freiwillig seinen Degen abgab, eine ehrfurchts¬ 
volle Verbeugung machte und sich, ohne ein Wort zu sagen, in 
Verhaft führen ließ. ZschoUe. 
51. Weiblicher Heldenmut. 
Mue deutsche Frau aus einem Hause, das schou ehedem durch 
Heldenmut geglänzt und dem deutschen Reiche einen Kaiser ge¬ 
geben hat, war es, die den fürchterlichen Herzog von Alba durch 
ihre Entschlossenheit beinahe zum Zittern gebracht hätte. Als 
Karl V. nach der Schlacht bei Miihlberg auf seinem Zuge nach 
Frauken und Schwaben durch Thüringen kam, wirkte die ver¬ 
witwete Gräfin Katharina von Schwarzburg einen Freibrief bei 
ihm aus, daß ihre Unterthanen von den durchziehenden spanischen 
Truppen nichts zu leiden haben sollten. Dagegen verband sie sich, 
Brot und andere Lebensmittel gegen billige Bezahlung aus Ru¬ 
dolstadt au die Saalbrücke schaffen zu lassen und die spanischen 
Truppen, die dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch ge¬ 
brauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke, welche dicht bei der 
Stadt war, in der Geschwindigkeit abbrechen und in einer größeren 
Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, damit die allzu¬ 
große Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung 
führe. Zugleich wurde den Einwohnern aller Ortschaften, durch 
welche der Zug ging, vergönnt, ihre besten Habseligkeiten aus das 
Rudolstädter Schloß zu flüchten. 
Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog 
Heinrich von Brauuschweig und dessen Söhnen begleitet, der Stadt 
und bat sich durch einen Boten, den er voranschickte, bei der Gräfin 
von Schwarzburg auf ein Morgeubrot zu Gaste. Eine so be¬ 
scheidene Bitte, an der Spitze eines Kriegsheeres gethan, konnte 
nicht wohl abgeschlagen werden. Man würde geben, was das 
Hans vermöchte, war die Antwort. Zugleich unterließ man nicht, 
des Freibriefes noch einmal zu gedenken und dem spanischen Ge¬ 
neral die gewissenhafte Beobachtung desselben ans Herz legen. 
Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel erwar¬ 
teten den Herzog auf dem Schlosse. Aber noch hat mau sich kaum 
niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft.
	        
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