Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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darbietet. Durch materielle Wohlfahrt gelangen sie zu Kraft; ein 
Verlangen nach selbständiger Bedeutung lebt in den höher berechtigten 
Klassen der Einwohnerschaft und läßt sie nach dem Besitze der Hoheits— 
rechte streben, welche ursprünglich dem König zugestanden, von ihm 
vielfach auf die Bischöfe übertragen waren, nun aber, mitunter durch 
ausdrückliche Verleihung, häufiger durch Usurpation von der einen, durch 
Geschehenlassen von der anderen Seite, in die Hände der selbstgewählten 
Vorsteher der Städte gelangten. Diese zeigen dann eine Fülle indivi— 
duellen Lebens, das sich reich und mächtig entfaltet, aber dem Anspruch 
des Kaisers scharf genug entgegentritt. 
Dies so anzuerkennen und sich auch hiemit einer unbestimmten 
Obergewalt zu begnügen, konnte Friedrich nicht geneigt sein. Die 
Rechte, welche die Städte übten, nahm er als seine, als königliche, als 
Regalien in Anspruch. Unter Zuziehung römischer Juristen ward eine 
nähere Bestimmung derselben gegeben. Da die Mehrzahl der Städte, 
zumeist das mächtige Mailand, sich widersetzte, begann der Kampf, 
der mit der größten Erbitterung geführt ward, der auch mit der Unter— 
werfung und Zerstörung jener gewaltigsten unter den Städten Lom— 
bardiens nicht sein Ende, nur einen neuen heftigen Anstoß empfing. 
Inzwischen war es auch zum Bruch mit der Kirche gekommen: 
bisher glücklich vermieden, ist er erfolgt, da bei einer neuen Papstwahl 
Friedrichs Anhänger dem von der Mehrzahl Gewählten, Alexander III., 
einen andern entgegenstellten. Friedrich hat die Entscheidung ders zwie— 
spältigen Wahl für eine von ihm berufene Versammlung in Anspruch 
genommen; da sich Alexander dem nicht unterwarf, ward der Gegner, 
Viktor, anerkannt. Aber jenen betrachtete die Mehrzahl der abend— 
ländischen Völker als das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche, und nicht 
viel anders stand ihm nun der Kaiser gegenüber, als Heinrich IV. 
einst Gregor VII. Und war Alexander diesem an bedeutenden Eigen— 
schaften auch nicht gleich, doch gehört er zu den namhaftesten und 
kräftigsten unter den Bischöfen Roms. Er hat Friedrich das Gegen— 
gewicht gehalten, ihm den Sieg entrissen, den derselbe glauben mochte 
gewonnen zu haben. 
Der Kampf, der eine zeitlang alle Kräfte der Beteiligten in 
Anspruch nimmt, ist voll hohen, gewaltigen Interesses. Jeder vertritt 
eine Idee, in gewissem Sinne ein Recht. Friedrich das alte Herkommen, 
das Recht des Kaisertums, wie es ihm aus den Erinnerungen der 
letzten Jahrhunderte, aus den Konstitutionen der früheren Imperatoren 
vor Augen steht, der Papst die Errungenschaften der letzten Zeit, die 
Ideen Gregors VIL., die Grundsätze der Unabhängigkeit und Obergewalt 
der Kirche, die ihre volle Verwirklichung noch nicht erhalten haben. Recht 
eigentlich der lebendigen Gegenwart gehören die Städte an, der Zukunft 
sind sie zugewandt. Zwei mächtig sich erhebende, unter sich jetzt eng— 
verbundene Gewalten sind es, welche dem Kaiser gegenüberstehen, 
seinen Plänen zunächst auf italienischem Boden Widerstand leisten.
	        
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