Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Schlank schaut auf der Felsenwand 
Sich die Glockenblume um, 
Denn vershpätet über Land 
Will ein Bienchen mit Gesumm 
Sich zur Nachtherberge melden 
In den blauen, zarten Zelten, 
hlt hinein und wird ganz stumm 
Vöglein, euer schwaches Nest, 
Ist das Abendlied vollbracht, 
Nrd wie eine Burg so fest; 
Fromme Vödglein schützt zur Nacht 
Gegen Katz und Marderkrallen, 
Die im Schlaf sie überfallen, 
Gott, der über Alle wacht. 
Treuer Gott! du bist nicht weit, 
Und so ziehn wir ohne Harm 
In die wilde Einsamkeit. 
Ns des Hofes eitlem Schwarm. 
Du wirst uns die Hütte bauen, 
Daß wir nn und voll Vertrauen 
Sicher ruhn in deinem Arm. 
175. Friedrich Freiherr de la Motte Fouqué (1777 —-1848). 
Fouqué entstammte einer französischen Emigrantenfamilie. Er ward zu 
Sacrow bei Potsdam geboren und trat anfangs in preußische Kriegsdienste, nahm 
indes bald aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied. 1813 kämpfte er in den 
Reihen der freiwilligen Jäger mit und sang seine kecken Soldatenlieder, von denen 
eines „Frisch auf zum fröhlichen Jagen“ sich bis heute erhalten hat. Nach dem 
Frieden zog er sich von neuem zurück, sich nnnmehr wieder ganz seinen poetischen 
NReigungen hingebend. Er stard in Berlin. — Die Perle seiner Dichtungen ist 
das Maärchen „Undine“. 
Trost. 
Wenn alles eben käme, 
Wie du gewollt es hast, 
Und Gott dir gar nichts nähme 
Und gäb dir keine Last, 
Wie wär's da um dein Sterben, 
Du Menschenkind, bestellt? 
Du müßtest fast verderhen, 
So lieb wär' dir die Welt. 
Nun fällt, eins nach dem andern, 
Manch süßes Band dir ab, 
Und heiter kannst du wandern 
Gen Himmel durch das Grab. 
Dein Zagen ist gebrochen, 
Und deine Seele hofft; — 
Dies ward schon oft gesprochen, 
Doch spricht man's nie zu oft. 
176. Die Wolke. 
Wolken verdunkeln uns oft des Lebens freundliche Strahlen, 
Aber fie wandeln vorbei, weichend dem kehrenden Licht. 
Eine senket sich tiefer dereinst und grauender nieder 
Ach, und weichet nicht mehr! — Ruhig. Sie bringt dir den Schlaf. 
177. Heinrich von Kleist (1776 1811) 
Geboren zu Frankfurt a/O., trat Kleist 1792 in die preußische Armee, aus 
der er 1799 schied, um seine innere Ausbildung zu vervollkommnen; er studierte 
nun zunächst in seiner Geburtsstadt, hielt sich aber nach einauder in Frankreich, der 
Schweiz und Dresden auf; 1807 auf einer Reise von französischen Soldaten auf⸗ 
gegriffen und als Kriegsgefangener nach Chalons geführt lebte er seit seiner Frei⸗ 
laffung zu Dresden und Berlin in literarischer Thätigkeit. In Folge drückender 
Verhältnisse wie der steigenden Not des Vaterlandes dem Leben immer mehr ver—⸗ 
feindet, gab er sich selbst den Tod 1811 am Wansee bei Potsdam. Kleist war ein 
Dichter von gewaltiger Kraft, die sich leider selbst zerrieb da er nie sich selbst
	        
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