zu verbinden. Denn solche, bei denen beide Bestandteile unverständlich
geworden, sind selten; und ferner sind die verdunkelten Wörter weit
seltner im zweiten Teil der Zusammensetzung als im ersten. Der
zweite Teil ist aber, wie bei jeder Zusammensetzung, der Hauptträger
der Bedeutung.
Es ist auch möglich, daß die beiden Stämme, aus denen die Eigen¬
namen zusammengesetzt sind, noch Glieder der lebendigen Sprache bildeten,
daß aber doch das Verständnis der Namen gehemmt war, wenn näm¬
lich im Kompositum Assimilationen, Vokalschwächungen und andere Ver¬
änderungen eintraten, die dem einfachen Worte fremd bleiben mußten.
Althochdeutschen Namen, wie Liupolt (— Leopold) und Liutold
(—Leuthold), war es nicht mehr anzusehen, daß sie aus Liut-bald,
volkskühn, und Liut-wald, volkswaltend, entstanden waren. Ja, sogar
dann, wenn beide Bestandteile des Namens etymologisch völlig klar
waren, konnte sich ein unverständliches Ganze ergeben, unverständlich
auch für unsere sprachliche Forschung: Wolfram — althochdeutsch W o l f -
raban bedeutet Wolfrabe; das ergibt schlechterdings keinen be¬
friedigenden Sinn; in Hildegunde heißt der erste Teil Kampf und
der zweite Teil wieder Kampf. Rutland (—Roland) wäre wörtlich
Ruhmesland und Kunigund Eeschlechtskampf; die beiden letzt¬
genannten Namen bieten zwar nicht schon in sich einen logischen Un¬
sinn; aber wie kann ein Mensch als Ruhmesland oder als Ge¬
schlechtskampf bezeichnet werden? Die Erklärung liegt zu einem Teil
in dem eben besprochnen Umstand, daß sehr häufig die einzelnen
Glieder der Komposition unverständlich geworden waren. Dadurch mußte
sich das Gefühl entwickeln, daß volle Bedeutsamkeit des Namens nicht
notwendig sei, daß es genüge, wenn in neugebildeten Namen die Be¬
standteile der altüberlieferten irgendwie aufgenommen wurden. Es kam
aber noch etwas anderes hinzu. Es bestand gewiß vielfach die Sitte,
daß die Namen der Kinder gebildet wurden, indem man den einen
Teil vom Namen des Vaters, den andern von dem der Mutter nahm.
So könnte z. B. Hildegund die Tochter eines Hildebrand,
d. i. Kampfschwertes, und einer Gundrun (— Eudrun), d. i. einer
Kampfeszauberin, sein. Auch dieser Sitte liegt offenbar wieder die
Anschauung zugrunde, daß sachliche Zusammengehörigkeit ihren sprach¬
lichen Ausdruck am besten in der Übereinstimmung der Laute findet.
In einer mittelhochdeutschen Erzählung zieht Engeltrüt einen Engel¬
hard einem Dietrich vor, die beide um ihre Liebe werben, weil die