hinderte, zusammengebracht wurden, mutzten die unterworfenen Völker
Mannschaften stellen. In der Regel wurden sie in römischer Weise
eingeübt und als selbständige Kohorten der Legion angeschlossen. Es
gab Kohorten der Bataver und Caninefaten, der Sigambern, Tungern,
s Usipeter, Nemeter und Vangionen. Schien dies gefährlich, wurden
auch die Landsleute voneinander getrennt und einzeln in die Legionen
gesteckt, wo sie bald zu Römern wurden. Die Führerstellen der
Kohorten überlietz man meistens den heimischen Edlen. Man konnte
diesen Truppen um so mehr vertrauen, wenn sie durch das doppelte
w Band des Kriegsdienstes und der heimischen Treue an den Führer
gefesselt waren. Sie kämpften im Vaterlande gegen ihre Landsleute,
bei Placentia für Vitellius, in Britannien unter Agricola. Viele
kamen nach Rom als Gesandte oder Kaufleute, als Kriegsgefangene
oder Geiseln. Zur Zeit Caligulas hört man sogar von einer Schule,
is in welcher germanische Jünglinge und Knaben, welche als Geiseln
in Rom lebten, unterrichtet wurden. Mit welchen Augen mochten
sie nicht das ärmliche Leben daheim betrachten, wenn sie überhaupt
je zurückkehrten! Denn nicht alle werden dem Glanze der Eroberer
einen so unbefangenen Stolz entgegengesetzt haben wie die friesischen
20 Gesandten Verritus und Malorir, die im Theater des Pompejus
unter den Senatoren Platz nahmen, weil sie nicht schlechter seien
als die Besten. Auch gab es zahllose Germanen, welche als Sklaven
für Fechterspiele und Tierhetzen aufgespart wurden. Es kitzelte den
Hochmut und die Sinnlichkeit der römischen Zuschauer, wenn sie
25 die gefürchteten Barbaren im Spiel sich zerfleischen und ihr Blut im
Sande des Kampfplatzes verrinnen sahen. Schon bei den attischen
Spielen mutzten Sueben und Daken massenweise gegeneinander im
Zirkus kämpfen, und wahrscheinlich endete Armins eigener Sohn
nicht rühmlicher. Waren manche von der römischen Pracht und eigenen
3v Kampfgier so berauscht, datz sie mit sich geschehen ließen, was die
Willkür irgend ersann, so erhoben sich andere voll Verzweiflung da¬
gegen. Mitten im lärmenden Eewühle der Weltstadt wurden sie
von unnennbarer Angst nach Freiheit ergriffen und von heitzer Sehn¬
sucht nach jener Lust verzehrt, die in ihren rauschenden Wäldern, am
35 stillen See in der Heimat wehte. Als Augustus gegen sein Ver¬
sprechen die sigambrischen Fürsten zurückgehalten und in die römischen
Städte verteilt hatte, gaben sie sich voll tiefen Grams selbst den Tod.
Oft brach das Gefühl der alten Unabhängigkeit und Freiheit bei
einzelnen wie bei ganzen Völkerschaften am stärksten hervor in Augen¬
do blicken, wo man es am wenigsten erwartete.