Full text: (Prosa) (Teil 7 - 9 in 1 Bande, [Schülerband])

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Herr, das Gesetz, das höchste, oberste, 
Das wirken soll in deiner Feldherrnbrust, 
Das ist der Buchstab deines Willens nicht, 
Das ist das Vaterland, das ist die Krone, 
Das bist du selber, dessen Haupt sie trägt — 
wer sollte da den Sehergeist des Dichters nicht bewundern? Denn 
gerade so dachten drei Jahre später die Männer des ostpreußischen 
Landtags, als sie, ohne den Ruf des Königs abzuwarten, für ihn und 
für das Vaterland sich erhoben. 
Noch vor wenigen Jahren wurde auf der Leipziger Bühne der 
Schlußvers des Dramas, der Schlachtruf der Offiziere: „In Staub 
mit allen Feinden Brandenburgs" nicht geduldet. Er lautete dort, ob¬ 
schon der mißhandelte Iambus sich heulend wider den Frevel ver¬ 
wahrte, „in Staub mit allen Feinden Germaniens!" Ich aber glaube, 
daß eine nahe Zukunft den „preußischen Partikularismus", welcher der 
königlich sächsischen Vaterlandsliebe so anstößig erschien, dem Dichter 
zum Ruhm anrechnen wird. Der Prinz von Homburg darf noch auf 
ein langes Bühnenleben zählen, denn er ist, kurz und gut, das einzige 
gelungne historische Drama hohen Stils, das seinen Stoff aus der neuen 
deutschen Geschichte schöpft — aus der Geschichte, die noch in Wahrheit 
die unsre ist, aus der Geschichte, die mit der derben Prosa ihrer Lebens¬ 
formen uns doch traulicher zum Herzen redet als die phantastische Pracht 
des Mittelalters. Wir atmen die freie Luft des historischen Lebens 
und fühlen uns doch behaglich wie in unserm Haus: niemand unter uns, 
der nicht einmal seine Freude gehabt hätte an dem ehrlichen grauen 
Schnurrbart eines wirklichen Obersten Kottwih. Wer ganz empfindet, 
wie von Grund aus das Gemüt unsres Volks seit den Stürmen des 
Dreißigjährigen Kriegs sich verwandelt hat, der weiß diesen glücklichen 
Griff des Dichters auch ganz zu würdigen. Und wenn dereinst unter dem 
Segen des preußischen Heerwesens die alte stolze Waffenfreudigkeit unsres 
Volks überall in Deutschland wieder erwachen wird, dann wird auch dies 
schönste Werk deutscher Soldatendichtung zu Ehren kommen, und selbst 
die Schwaben und Obersachsen werden dem Sänger verzeihen, daß er 
ein Preuße war. 
Wie frei und glücklich schwebt des Sängers Geist über dem selbst¬ 
empfundenen Leid, das er in diesem Gedicht uns darstellt! Wie sollte 
der Dichter nicht selber die Versöhnung gesunden haben, die er so heiter 
an seinem Helden geschildert? Und doch stand es anders, ganz anders
	        
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