und je länger, desto öfter. Die Hausfrau weiß, daß man nicht Messing
und Holz zugleich reinigen kann. Es geht nicht anders, das Holz wird
verschmiert. Vielleicht hätte sie das Zimmer erworben, jetzt geht sie
seufzend weiter.
Im nächsten Raum steht ein sehr schöner Rauchtischleuchter aus
Schmiedeeisen. Ein hübsches Weihnachtsgeschenk, schießt es ihr durch
den Kopf. Aber sie sieht viele Füße mit scharfen Ecken, die jede Decke
zerreißen, jede Platte, einerlei, ob Holz, Marmor, Metall verschrammen
würden; sie entdeckt in der Tülle eine armdicke Wachskerze, von der sie
weiß, daß sie qualmt wie eine blakende Lampe. Für ein Atelier, sagt
sie sich, wo es nicht darauf ankommt, und sieht sich weiter um.
Von neuen Webereien hat sie gehört und gelesen. Künstler haben
die Zeichnungen entworfen, Museen kaufen sie als Vorbilder an. Sie
mustert die Ausstellung, ob sie für den Schmuck ihres Hauses eine Er¬
werbung machen kann. Vielleicht ist eine schöne Tischdecke da, denkt sie,
denn nichts ist so schwer zu finden wie eine geschmackvolle Tischdecke;
vielleicht ein paar Türvorhänge. Aber nein, es sind lauter Sachen,
für die sie keine Verwendung hat, da sie absolut nicht dekorieren will.
Sie will es einmal nicht. Es ist ihr ein Greuel. Und sie müßte alle
diese köstlichen Sachen wie Bilder aushängen. Warum fragen die Künstler
uns nie, was wir gern haben möchten, denkt sie.
Vlumenvasen — das ist's, was sie braucht. Es gibt so wenig Er¬
trägliches. Die auf der Ausstellung sind so schön und so originell wie
Bilder. Ein Künstler hat sie gemacht. Aber wie sie sie darauf ansieht,
für welche Blumen sie wohl gedacht sein mögen, kann sie nicht ins klare
kommen. Als leidenschaftliche Blumenfreundin weiß sie aus ihrer Praris,
daß jede Art ihre Vase haben muß. Auf eine Erkundigung wird ihr
bedeutet, daß man wohl Blumen hineinstellen kann, aber nur in einem
besondern Glas, denn die Vasen halten nicht dicht. Sie seien in erster
Linie als Dekoration gedacht.
Es ist einerlei, ob die Hausfrau die Ausstellungen in Paris, Brüssel,
Dresden, München, Berlin, Kopenhagen oder Stockholm besucht, es
werden ihr vor einem erheblichen Teil der ausgestellten Arbeiten überall
dieselben Zweifel aufsteigen.
Muß das so sein?