Full text: (Prosa) (Teil 7 - 9 in 1 Bande, [Schülerband])

und je länger, desto öfter. Die Hausfrau weiß, daß man nicht Messing 
und Holz zugleich reinigen kann. Es geht nicht anders, das Holz wird 
verschmiert. Vielleicht hätte sie das Zimmer erworben, jetzt geht sie 
seufzend weiter. 
Im nächsten Raum steht ein sehr schöner Rauchtischleuchter aus 
Schmiedeeisen. Ein hübsches Weihnachtsgeschenk, schießt es ihr durch 
den Kopf. Aber sie sieht viele Füße mit scharfen Ecken, die jede Decke 
zerreißen, jede Platte, einerlei, ob Holz, Marmor, Metall verschrammen 
würden; sie entdeckt in der Tülle eine armdicke Wachskerze, von der sie 
weiß, daß sie qualmt wie eine blakende Lampe. Für ein Atelier, sagt 
sie sich, wo es nicht darauf ankommt, und sieht sich weiter um. 
Von neuen Webereien hat sie gehört und gelesen. Künstler haben 
die Zeichnungen entworfen, Museen kaufen sie als Vorbilder an. Sie 
mustert die Ausstellung, ob sie für den Schmuck ihres Hauses eine Er¬ 
werbung machen kann. Vielleicht ist eine schöne Tischdecke da, denkt sie, 
denn nichts ist so schwer zu finden wie eine geschmackvolle Tischdecke; 
vielleicht ein paar Türvorhänge. Aber nein, es sind lauter Sachen, 
für die sie keine Verwendung hat, da sie absolut nicht dekorieren will. 
Sie will es einmal nicht. Es ist ihr ein Greuel. Und sie müßte alle 
diese köstlichen Sachen wie Bilder aushängen. Warum fragen die Künstler 
uns nie, was wir gern haben möchten, denkt sie. 
Vlumenvasen — das ist's, was sie braucht. Es gibt so wenig Er¬ 
trägliches. Die auf der Ausstellung sind so schön und so originell wie 
Bilder. Ein Künstler hat sie gemacht. Aber wie sie sie darauf ansieht, 
für welche Blumen sie wohl gedacht sein mögen, kann sie nicht ins klare 
kommen. Als leidenschaftliche Blumenfreundin weiß sie aus ihrer Praris, 
daß jede Art ihre Vase haben muß. Auf eine Erkundigung wird ihr 
bedeutet, daß man wohl Blumen hineinstellen kann, aber nur in einem 
besondern Glas, denn die Vasen halten nicht dicht. Sie seien in erster 
Linie als Dekoration gedacht. 
Es ist einerlei, ob die Hausfrau die Ausstellungen in Paris, Brüssel, 
Dresden, München, Berlin, Kopenhagen oder Stockholm besucht, es 
werden ihr vor einem erheblichen Teil der ausgestellten Arbeiten überall 
dieselben Zweifel aufsteigen. 
Muß das so sein?
	        
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