Full text: Prosaband (Teil 9, [Schülerband])

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vollen Seligkeit mitfühlender Liebe erweckt, für den unerschöpflichen 
Reichtum, den ganzen Zauber menschlicher fjilfe gewonnen werden. 
Und wer einmal im Verkehr mit Urmen und Bedrückten Hilfsbereit¬ 
schaft geübt hat, der weiß, daß die soziale Hrbeit unsere Liebesfähig¬ 
keit, unser verstehen und Mitempfinden auch auf allen anderen Lebens¬ 
gebieten steigert, daß sie uns „ein Paradies auf Erden aufschließt". 
Ein englischer Dichter hat einmal den Uusspruch getan: „Ulle jungen 
Mädchen könnten Königinnen werden." Venn es gibt nur eine reine 
Urt von Königtum, ein ewiges und unvergängliches, mag es gekrönt 
oder ungekrönt sein,- nämlich das Königtum, das in einem stärkeren 
Verstand und in einem wärmeren herzen, als das der anderen ist, be¬ 
steht, und das uns deshalb befähigt, andere zu leiten und zu erheben. 
„Strebt doch nach dieser Macht, zu heilen und zu erlösen, zu leiten 
und zu behüten: nach der Macht des Zepters und des Schildes; nach 
der königlichen Hand, deren Berührung heilt, die den bösen Feind 
bindet' nach dem Thron, der auf dem Felsen der Gerechtigkeit erbaut 
ist, und von dem man nur auf den Stufen der Gnade herabsteigt." 
werdet so gütig, hat er damit gemeint, daß niemand in eurer 
Gegenwart etwas Böses zu sagen wagt,- so freundlich, daß in eurer 
Nähe alle Sorgen schwinden,- so gerecht und so gnädig, daß ihr nur, 
um Unrecht zu verzeihen, den Grundsatz der Gerechtigkeit einmal ver¬ 
nachlässigt. 
„wollt ihr nicht solche Macht begehren und solchen Thron suchen 
und Königinnen sein? Königinnen für eure Ungehörigen und Freunde, 
für eure Ungestellten und für die Urmen. Königinnen von solch ge¬ 
heimnisvoller Macht, vor der die Welt sich immer beugen wird?" 
Durch die Uusübung sozialer Urbeit, durch die Betätigung von 
Liebe und Hingebung, von Diensten und Hilfsbereitschaft für alle, die 
unserer Hilfe bedürfen, kann eine jede diese Macht erwerben, kann 
eine jede heilen und beglücken. 
„wenn euer Blick die Macht hätte, die Blumen strahlender blühen 
zu lassen," fährt der Dichter fort, „so würde euch das wie ein Zauber 
vorkommen; und wenn ihr durch euren Blick die Blumen nicht nur 
verschönen, sondern behüten, vor Frost und Külte schützen könntet, so 
würdet ihr das für etwas ganz Großes halten. Uber ihr könnt etwas 
viel Größeres für viel schönere Blumen tun; für Blumen, die euch 
segnen würden, weil ihr sie gesegnet habt, die euch lieben würden, 
weil ihr sie geliebt habt; Blumen, die Gedanken haben wie ihr, ein 
Leben wie ihr; für Menschenkinder, die die Sorge und Pflege, die ihr 
ihnen gebt, die jede Stunde des Glücks, die ihr ihnen bereitet habt, 
niemals werden ganz vergessen können. 
Ist das etwa eine kleine Macht? 
wollt ihr nicht hingehen und versuchen, andere zu behüten, anderen 
zu Helsen und Königinnen zu werden?" mice Salomon.
	        
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