Hans Benzmann.
Leis über den See hallt der Sang der Jünger.
Der Ruderschlag, der in die klare Tiefe
wie träumend taucht, beschwingt mit sanftem Takt
des Liedes süße, schwere Melodie...
Und nun verklingt der dunkle Sehnsuchtschor,
es stirbt der letzte Ton, den weiche Winde
wie eine Seele in den Himmel tragen.
Die Jünger lächeln tiefbeglückt sich zu.
Vom heißen Tage müde, war der Herr
in seines Lieblings Armen sanft entschlummert. ..
Ganz leiser Ruderschlag .. ein seliges Träumen,
ein stilles Gleiten über Ried und Schilf
rlelem IAnd mählich schleicht die Nacht heran ...
die Wellen funkeln stumpf . . wo bleibt der Mond?
Die Wellen murmeln dumpf. . —
Fern Wetterleuchten!.
Fern rauscht und braust der Seel!
Es naht ein Wehn, naht schneller, immer schneller —
ein Wirbelwind treibt Wellen vor sich her
ein Wolf, der seine gelben Zähne bleckt,
springt weiße Gischt am Nachen jäh emporl! —
Verwehter Rufl Ein greller Blitz erlischt
Dumpf dröhnend rollt der Donner aus dunklen Wolken,
der Sturm heult nach und höhlt die schwarze Flut
und schleift das Schifflein über Höhn und Tiefen...
Die Jünger, aus süßen Träumen jaäh gerüttelt,
ringen ratlos die Hände, nur Petrus, steif
am Steuer sitzend, blitzt mit grauem Blick
furchtlos umher; Johannes schirmt den Herrn,
den immer noch der tiefe Schlaf erquickt.
Indes wächst maßlos des Gewiltters Wut,
Blitz fällt auf Blitzl Ein Meer von grünen Flammen!
Dann wieder Finsternis. . Die Ruder brechen,
die Hände sinken müd — ein geller Schreil
Ganz dicht am Schiffe fuhr der Blitz vorbei —
Der Herr erwacht! — Der Sturm horcht atemlos —
Der Herr hebt seine Augen traumhaft groß
und lächelt über das aufgeregte Meer
und blickt die Jünger seltsam lächelnd an:
„Kleingläubige, was seid ihr so verzagt,
wenn euch der milde Tod zu nahen wagt?
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