III.
Natur - Kultur - Kunst.
A. Heimat und Fremde.
147. Deutschland, das Land der Mitte.
Wir Deutschen können unser Vaterland das Land der euro¬
päischen Mitte nennen, mit viel größerem Recht, als die Chinesen
das ihre in bezug auf Asien. Welches Lebensverhältnis wir auch
immer nehmen mögen, in Deutschland gleicht sich alles aus, und
seien es politische und moralische, oder physikalische und kosmische
Ertreme, in unserem Vaterlande finden wir das Zentrum aller
europäischen Linien.
Wir Deutschen bewohnen den mittleren Hauptkörper Europas,
an dem sich seine Glieder nach allen Seiten hinaus erstrecken. Von
Deutschland geht es nach Italien hinaus, zu den heißen Gebieten
der südlichen Zonen, und ihnen gegenüber rühmen wir, wenn wir
auch ihres schönen Himmels entbehren, die größere Frische und
Kühle unserer Wälder und Quellen. Nach Norden, in die Nach¬
barschaft der Polargegenden bauen sich Rußland und Skandina¬
vien hinaus, und wenn sie dort im Winter frieren und Baum¬
stämme gegen die grimmige Kälte in ihren Öfen Verladern lassen,
so erscheinen wir ihnen gegenüber als Südländer, spalten unser
Holz in kleine, zierliche Stückchen und preisen es, daß wir den
Frühling vier Wochen früher haben.
Alle Naturformen Europas finden sich in Deutschland zu¬
sammen; wir haben eine wahrhaft griechische Mannigfaltigkeit;
wir haben die Plateaubildung Spaniens und die Sarmatische