Full text: [Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 4 = Für Unter-Tertia, [Schülerband])

Der Adler. Der Geizige. Die Gesänge der Nacht. Die Zeder. 5 
„Die Stimme Jehovas gehet auf Wolken; der Gott der Ehren donnert, 
der Gott der Ehren donnert hoch." 
„Er schwebt auf meinen Fittichen," sprach der säuselnde Wind, 
und die stille Luft antwortete ihm: „Ich bin der Atem Gottes, das 
Weben seiner erquickenden Gegenwart." 
„Wir hören Lobgesänge," sprach die verlechzte Erde, „und ich bin 
still und stumm?" Der fallende Tau antwortete ihr: „Ich will dich 
laben, daß deine Kinder neu erquicket jauchzen, daß deine Säuglinge 
blühen wie die Rose." 
„Wir blühen fröhlich," sprach die erquickte Au. Die vollen Ähren 
rauschten drein und sprachen: „Wir sind der Segen Gottes, die Leere 
Gottes gegen des Lungers Not." 
„Wir segnen euch von oben," sprach der Mond. „Wir segnen 
euch," antworteten die Sterne. Die Leuschrecke girrte und sprach: „Er 
segnete auch mich mit einem Tröpfchen Tau." 
„And tränkte meinen Durst," antwortete die Lindin. „Er erquickte 
mich," sprach das aufspringende Reh. 
„And gibt uns unsere Speise," träumte das Wild. „And kleidet 
unsere Lämmer," blökte die Lerde. 
„Er erhörte mich," so krächzte der Rabe, „als ich verlassen war." 
„Er erhörte mich," antwortete die Gemse, „da ich gebar." 
Die Turteltaube girrte und die Schwalbe, und alle Vögel sprachen 
schlummernd nach: „Wir haben unsere Nester funden, unsere Läufer; 
wir wohnen aus Gottes Altar; wir schlafen unter dem Schatten seiner 
Flügel, in stiller Ruh'." 
„In stiller Ruh'," antwortete die Nacht und hielt den langen 
Ton. Da krähte der Erwecker der Morgenröte: „Tut auf die 
Pforten, die Tore der Welt; es zeucht der König der Ehren heran. 
Erwacht, ihr Menschen, und preiset Gott! Der König der Ehren ist da." 
Auf ging die Sonne, und David erwachte aus seinem psalm¬ 
reichen Traume; solang' er lebte, blieben in seiner Seele die Töne 
dieser harmonischen Schöpfung, und er rief sie täglich aus seiner 
Larfe hervor. 
7. Die Zeder. 
Von Johann Wolfgang Goethe. 
Eine Zeder wuchs auf zwischen Tannen; sie teilten mit ihr Regen 
und Sonnenschein. And sie wuchs und wuchs über ihre Läupter und 
schaute weit ins Tal umher. Da riefen die Tannen: „Ist das der
	        
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