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III. Geschichtliche Darstellungen und Lebensbilder.
begrenzen; gegen Süden und Osten sieht man den offenen Wasserspiegel
des Adriatischen Meeres sich dehnen. And so wohl gefiel es dem
Kaiser hier, daß er, als Maximian ihn aufforderte, die Zügel der Ge¬
walt wieder zu ergreifen, die berühmte Antwort gegeben haben soll,
Maximian würde anders sprechen, wenn er das Gemüse sähe, das er
mit eigener Land sich gepflanzt habe. Er konnte in die Einsamkeit das
Bewußtsein mitnehmen, daß er länger als irgendein Kaiser des letzten
Jahrhunderts den Thron innegehabt habe und daß er ihm freiwillig
habe entsagen können; aber die Heilmittel, mit denen er dem Reich
hatte aufhelfen wollen, erwiesen sich als wenig durchgreifend. „Wir
leben in einer Zeit," hatte schon 300 Jahre früher ein Geschichtschreiber
gesagt, „wo wir weder unsere Äbel noch ihre Heilmittel ertragen können."
Jetzt war dies eine Wahrheit geworden. Der orientalische Charakter
des Äofes, die Hintansetzung der Stadt Rom, die Teilung der kaiser¬
lichen Gewalt, die Verfolgung der Christen fügten den schon wirksamen
Arsachen zum Verfalle des großen Reiches einige neue und rasch
wirkende hinzu: in dem schwerkranken Organismus des römischen
Staates erzeugten die Heilmittel neue Krankheiten und beschleunigten
nur die Auslösung, die sie hatten verhüten sollen.
18. Die Lebensweise der Äunnen.
Von Georg Erler.
Es war im Jahre 372, als die Äunnen sich auf die am Don und
an der Wolga wohnenden Alanen und dann zusammen mit den Alanen
auf das Volk der Ostgoten warfen. Anter ihrem Angriff brach jenes
sagenhafte Reich des Ermanrich, das einen großen Teil gotischer,
skythischer und slawischer Völker umfaßt haben soll, zusammen. Schreck¬
lich erschienen jene barbarischen Lorden den Germanen, wie wir aus
Zordanis' Erzählung hören.
Richt minder furchtbar ist das Bild, das der Römer Ammianus
Mareellinus von ihnen entwirftx).
„Die Äunnen übertreffen alle Völker an barbarischer Wildheit.
Den Kindern durchfurchen sie gleich nach der Geburt mit einem Messer
die Wangen, damit auf der narbenzerrissenen Äaut kein Bart wachse.
Alle haben gedrungenen, festen Gliederbau und starken Nacken und find
von ungeheuerlichem Ansehen, wenn auch von geringer Größe. Für
zweibeinige Tiere möchte man sie halten oder für roh behauene Äolz-
figuren, wie man sie an Brückengeländern sieht.
') Ammiani Marcellini Rerum gest. lib. XXXI, 2, 1—11.