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in ebenso geheim gehaltenen, als mit ungemeiner Schnelle zurück-
gelegten Märschen die Stadt Ar cos, das Hauptquartier des
Oberfeldherrn Calderon und seines Generalstabes» Er selbst
mit fünf seiner Generale, dem königlichen Marineminister, dem
Intendanten und dem Schatzmeister ward von den Empörern auf-
gehoben, in einen benachbarten Meierhof eingesperrt und sorgfal-
tig bewacht. In den nächsten Tagen vereinigten sich noch mehrere
Truppen mit den aufrührerischen Bataillons, so daß bis zum 5.
Januar die Zahl der insurgirten Truppen schon bis zu 7000 Mann
angewachsen war. Von Arcos aus durchzogen sie in der größten
Ordnung und mit baarer Bezahlung ihrer Bedürfnisse einen
Strich von zwölf Meilen, ohne von den Einwohnern weder be-
günstigt, noch behindert zu werden, und setzten sich auf der Insel
Leon fest.*) Hier nahmen sie den Namen N a r i o n a l h e e r an,
bezogen ein verschanztes Lager und ernannten zu ihrem Oberfeld-
Herrn den Obristen Antonio Quiroga, einen warmen Anhan-
ger der guten Sache, welcher am 8. Juli vorigen Jahres abgefetzt
und in's Gefangniß geworfen, jetzt wieder in Freiheit gesetzt
worden war, und den Obristlieutenant Niego, ihren Anführer
bei der Einnahme von Arcos, zum zweiten Befehlshaber. Quiroga
erließ aus seinem Hauptquartiere zu San Fernando an die Ratio-
nalarmee, und sodann an die spanische Seemacht, zwei kraftige, mit
dem Ausdrucke hochbegeisterter Vaterlandsliebe abgefaßte Procla-
mationen. Um sich vor allen Vorwürfen persönlichen Ehrgeizes zu
sichern und dereinst seinen Anklagern dreist in's Auge schauen zu
können, schrieb er an den König einen Brief im Namen der infur-
girten Armee voll herrlicher Grundsatze, der, mit der Bitte um
eine freie Regierungsform, zugleich den uneigennützigen Wunsch
der Armee aussprach, sich für das künftige Wohl des klaglich ver-
walteten Vaterlandes aufzuopfern.
Die Nachricht von dieser Begebenheit verbreitete am Hofe
zu Madrid starren Schrecken, und der Geist der Unruhe zeigte sich
jetzt in der Residenz unverhohlen. Der König wollte sich dem
*) Die Insel Leon, welche der Fluß St. Petri umfluthet, ist westlich
durch die Bucht von Cadix und die Rhede von Puntqles geschlossen und
enthält zwei dicht an einander liegende Städte, San Carlos und
San Fernando, nebst mehreren ain Fuße befestigter Hügel liegen-
den Dörfern, und steht mit Cadix durch einen in seiner Mitte unter-
brochenen Damm in Verbindung.