Das Lied von der Glocke.
siehet der Pfosten ragende Bäume
und der Scheunen gefüllte Räume
und die Speicher, vom Segen gebogen,
und des Kornes bewegte Wogen;
140 rühmt sich mit stolzem Mund:
„Fest, wie der Erde Grund,
gegen des Anglücks Macht
steht mir des Laufes Pracht!" —
Doch mit des Geschickes Mächten
145 ist kein ew'ger Bund zu flechten,
und das Anglück schreitet schnell.
Wohl! nun kann der Guß beginnen;
schön gezacket ist der Bruch.
Doch, bevor wir's lassen rinnen,
150 betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr' das Laus!
Rauchend in des Lenkels Bogen
schießt's mit feuerbraunen Wogen.
155 Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
und was er bildet, was er schafft,
das dankt er dieser Limmelskraft.
Doch furchtbar wird die Limmelskraft,
160 wenn sie der Fessel sich entrafft,
einhertritt auf der eignen Spur,
die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen,
wachsend ohne Widerstand,
165 durch die volkbelebten Gassen
wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
das Gebild der Menschenhand.
Aus der Wolke
170 quillt der Segen,
strömt der Regen;
aus der Wolke ohne Wahl
zuckt der Strahl.