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16. Leldberg und Altkönig.
Wahrscheinlichkeit nach den Namen gegeben. Dies etwas moosige, von Heide
und Gestein bedeckte Hochfeld gibt dem Feldberg eine gewisse Ähnlichkeit mit
dein Brocken, den er übrigens an Schönheit des umliegenden Landschafts¬
bildes durchaus überflügelt. Bis oben hinan reicht kräftigster Hochwald,
5 dann betritt man das Feld, und über den prächtigen Vordergrund fort schweift
das Auge von dieser stolzen Warte Westdeutschlands unbeschränkt nach allen
Seiten hin.
Gegen Süden sieht man den Main und den Rhein bis hinter Worms und
Spcier hinauf und einen Teil des Rheingans, im Vordergründe liegen König-
lO stein und Cronberg. Bei einer geringen Wendung nach Osten verfolgt man
den Main bis weit hinter Aschaffenburg; in dem Winkel, den das linke Main¬
ufer mit dem Rhein bildet, wird Darmstadt sichtbar und gegen Mannheim
hinauf die Bergstraße nebst dem Meliboeus. Gegen Westen hin zeigt sich
Reifenberg mit den Ruinen seiner Burg, mehr im Hintergründe sieht man
15 über den fruchtbaren Camberger und Limburger Grund in die Rheingegend
von Coblenz bis nahe bei Andernach hinunter. Darum wird der Feldberg
mit Recht als die Krone des Taunus gefeiert.
Heidekraut, Heidel- und Preißelbeeren überziehen wie eine Decke die
ebene Kuppe. Geröll und Blöcke liegen malerisch dazwischen gestreut.
20 Der Zielpunkt aller Wanderer ist das Brunhildenbett, auch Venusstein,
Heiden- oder Teufelsaltar genannt, ein verwitterter Felsblock aus Granit
und Quarz von 8 m Breite, 9 in Länge und ungefähr 4 m Höhe. Seine
äußere Gestalt hat Ähnlichkeit mit einem Ruhebett, und der Name „Brun¬
hildenbett" wird schon im elften Jahrhundert gebraucht; man verlegte hierhin
25 die Stätte, wo einst der zürnende Wotan die Walküre Brnnhilde in den
Schlaf zauberte.
Zweifellos hat dieser Fels in grauer Vorzeit als heilige Stätte gedient.
Hier flammte angesichts des herbeigeströmten Volkes, geschürt von den
Priestern, das lohende Feuer ans, daneben brachte man den Göttern blutige
30 Opfer dar. Es war dies in einer Zeit, die keine steinernen Tempel baute,
sondern in freier, großer Natur ihre Götter verehrte. Zümeist wählte man
dazu Bergeswarten, unter sich die Welt, über sich den unermeßlichen Himmel.
In späterer Zeit stiegen hier auf dieser Höhe die Sonnwendfeuer auf,
weit hinaus in das Main- und Rheintal leuchtend; und die letzten Jahre haben
35 diese alte schöne Sitte zu neuem Leben erweckt. Auch jetzt wieder flammt all¬
jährlich zur Sonnenwendnacht ein Holzstoß ins Land, entzündet zum ehrenden
Gedächtnis des Reichsgründers, des Fürsten Bismarck.
Der steile Altkönig, von den Umwohnern auch Altking oder Altkihn ge-