Full text: [Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband]] (Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband])

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haben. In den Tropenländern, z. B. auf den ostindischen Inseln, gibt es 
eine Anzahl Vögel, zu den Pirolen gehörig, die eine so gute Maske der 
stark bewehrten und gefürchteten Tropidorhinchus-Vögel tragen, daß sie 
lange Zeit auch für solche gehalten worden sind, und daß erst in neuerer Zeit 
ihre Maske erkannt wurde, weshalb sie den Namen Mimeta, d. h. Nach¬ 
äffer erhielten. Unter den Schlangen finden wir einige ganz vorzügliche 
Nachahmungen, und zwar hautsächlich solche von auffallend und schön ge¬ 
färbten, aber höchst gefährlichen Giftschlangen. Die Gruppe der prächtigen 
Korallennattern (Elaps) hat besonders zahlreiche Nachäffer gefunden. Das 
Kleid der in Mexiko lebenden, sehr giftigen Korallennatter (Elaps lemnis- 
catus) zeichnet sich durch breite, tiefschwarze Bänder aus, und jedes Band 
ist durch gelbe Ringe in mehrere Teile geteilt, gewiß eine auffallende 
Färbung. Genau dieselbe Zeichnung zeigt aber auch eine durchaus harm¬ 
lose Schlange, die nur von einem Kenner bei näherer Untersuchung von 
der giftigen unterschieden werden kann, die also durch die Erwerbung der 
gefährlichen Maske vollständig gegen Verfolgung geschützt ist, da die meisten 
Tiere sich sehr hüten, der bekannten giftigen Schlange zu nahe zu kommen. 
Wie schon erwähnt, ist Mimikry unter den Insekten sehr ausgeprägt, 
und in der Tat finden wir hier ein ganzes Heer maskierter Gestalten. 
Es würde uns zu weit führen, wollten wir auch nur einzelne Vertreter 
jeder Gruppe anführen. Wir beschränken uns deshalb auf die Beschreibung 
einzelner charakteristischer Arten. Es leuchtet ein, daß hier, ebenso wie in 
andern Tierklassen, Nachahmungen gefürchteter Tiere die vorteilhaftesten 
sein müssen, und so sehen wir demgemäß viele sehr harmlose Geschöpfe 
unter der Maske mordgieriger Wespen und Bienen einherstiegen. Wie oft 
bringt nicht eine zum Fenster hereinsummende unschuldige Schwebfliege die 
ganze im Zimmer befindliche Gesellschaft in Aufregung, wenn die ver¬ 
meintliche Stachelträgerin sich dem einen oder andern nähert! Wer hat 
nicht schon gesehen, wie die nach einer Blume greifende Hand erschreckt 
zurückgezogen wurde, weil eine gefährliche Wespe auf der Blüte saß? Und 
doch war gar keine Gefahr, gestochen zu werden, vorhanden, beidemal hatte 
die vortreffliche Maske einer gänzlich harmlosen Schweb- oder Blumenfliege 
getäuscht, die, das eine Mal als Biene, das andere Mal als Wespe ver¬ 
kleidet, die Aufregung hervorrief. Die Verkleidung ist allerdings vortreff¬ 
lich, so daß die Verwechselung zu entschuldigen ist; werden doch selbst — 
und dies ist ja der Hauptzweck der Maskerade — die nach Fliegen arg 
lüsternen Räuber, wie z. B. Spinnen, getäuscht und wagen nicht, das 
gefährlich scheinende Tier anzugreifen, wie lehrreiche Versuche gezeigt haben. 
Besonders die Dickkopffliegen (Loriops) zeigen einige ganz vorzügliche 
Wespenmasken: bis aufs einzelne ist die in die Augen fallende Zeichnung 
der wütenden Stachelträger nachgeahmt und das Tier dadurch bestens ge¬ 
schützt. Aber nicht allein Fliegen, auch Schmetterlinge und Käfer tragen 
die schützende Uniform der Wespen. Unter den Schmetterlingen sind es
	        
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