41. König Philipps Holtag. 
An jenem Tag, da unsern Herrn die Magd gebar, 
Die von ihm selbst zur Mutter auserkoren war, 
Sah Magdeburg Herrn Philipp hoch zu Throne. 
Er kam, ein König, Kaiserbruder, Kaiserkind, 
5 — Drei Namen, doch ein Leib — so jugendschön und lind, 
Und trug des Reiches Zepter samt der Krone. 
Er schritt so ruhig still dahin, 
Ihm folgte sanft die hochgebor'ne Königin, 
Die Rose sonder Dorn, die Taube sonder Gallen. 
10 Wo hat man gleiche Zucht gewahrt? 
Und Sachs und Thüring übten Dienst in solcher Art, 
Traun, allen Weisen mußt' es wohl gefallen. 
42. Hn König fmdvich. 
O Schirmherr Roms, Apuliens König, habt Erbarmen! 
Es ließ die Welt bei reicher Kunst mich so verarmen. 
Wie gerne möcht' ich, könnt' es sein, an eignem Herd erwärmen. 
Hei singen wollt' ich von den Vöglein in den Hainen, 
5 Von Anger und von Blumenzier, wie ich vorzeiten sang. 
Und wüßte des ein schönes Weib mir holden Dank, 
So ließ' ich auf den Wünglein Lilien ihr und Rosen scheinen. 
Jetzt komm' ich spat und reite früh: „Ein Gast? — o weh!" 
Doch mag ein Wirt wohl singen von dem grünen Klee. 
10 Wehrt, milder König, fremder Not, daß Eure bald vergeh'! 
43. Ein Lehen. 
Nun hab' auch ich mein Lehen, hörst du, Welt? mein Lehen! 
Nun fürcht' ich von dem Hornung nichts für meine Zehen; 
Nun brauch' ich karge Herrn hinfürder wenig anzuflehen. 
Der edle, milde König hat mich so beraten, 
5 Daß ich an Sommerluft und Winterherd mich laben kann. 
Nun preist mich meine Nachbarschaft als schmucken Mann. 
Sie sehn in mir kein Scheuchbild mehr, wie sie bisher es taten. 
Zu lange war ich arm; ich selbst war nicht der Grund. 
Boll Galle war mein Herz, und Gift entfuhr dem Mund. 
10 Das schuf der König wieder rein und meinen Sang gesund.