Ernst von Wildenbruch.
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2. Längst verhallt ist Leid und Stöhnen,
Längst das schwere Wer? vollbracht,
Über seinen müden Söhnen
Hält der deutsche Adler Wacht.
3. Und er singt den stummen Grüften
Feierliches Schlummerlied;
In den mitternächt'gen Lüften,
Wie ein Hauch der Wehmut, zieht
4 Jener alte, ewig neue,
Wunderherrliche Gesang
Von der deutschen Mannestreue,
Die kein Leiden je bezwang.
s. Zieh nach Osten, heil'ge Weise,
Küsse Deutschlands müde Stirn,
In den Scheiden werden leise
Schwerter dir zur Antwort klirrn.
6. Und die schlachtbestaubten Fahnen
Werden flatternd wieder wehn,
Ein Erinnern und ein Mahnen
Wird durch alle Herzen gehn.
7. In des Alltags öder Leere
Herrlich stehst du wieder da,
Sonnenglanz der deutschen Ehre,
Vionville und Saint-Privat.
Lieder und Balladen, S. 259 f.
334. Unser Bismarck.
Sprecht es nicht laut in die Welt hinaus,
Redet leis: es ist Trauer im Haus,
Trauer im Hause Deutschland und Not —
Bismarck ist tot, unser Bismarck ist tot!
5 Leise, bis daß wir in Einsamkeit
Fertig geworden mit unserem Leid,
Mit dem blutigen Ritz in der Brust,
Mit der Vernichtung, mit dem Verlust.
Datz nicht in dieser heiligen Stunde
io Lästernd ein Ton uns von drautzen verwunde,
Schadenfreuend an unsrer Not —
„Bismarck ist tot, euer Bismarck ist tot!"